Rundherum und mittendurch – Verkehr in Sri Lanka

Alles geht ein bisschen gemächlicher zu in Sri Lanka. Der Zug zuckelt mit offenen Zugtüren langsam und gemütlich direkt am Ozean entlang, die TukTuks hupen wirklich nur wenn’s nötig ist und eine Busfahrt von 130 km kann auch mal sechs Stunden dauern. Vor allem, wenn die dicke Mutti schnell mal was in einem Haus machen muss und nach zehn Minuten völlig entspannt in den Bus mit seinen wartenden – und nicht darüber meckernden – Passagieren zurückschlendert. Dann geht’s weiter durch Baustellen, vor denen man eine Viertelstunde wartet bis zur kleinen Snack-Pause mit olfaktorischem Genuss-Pinkeln in einer Art Open-Air-Restaurant. Und nicht zu vergessen, dass die meisten Passagiere zu faul sind, die zwanzig Meter zu den anderen Wartenden zu laufen, so dass der Bus alle Nase lang anhält. Bei der Geschwindigkeit könnte der neugierige Affe auf dem Außenspiegel auch glatt mit in den nächsten Ort fahren.

Affe auf Bus-Außenspiegel

Bus-surfender Affe

 

Wenn man Glück hat, wird der Bus sogar gewechselt, wenn er ein Problem hat. Ich war sehr froh, als der barfüßige Fahrer nach diversen Versuchen, seine Kupplung in Gang zu kriegen, doch rief, man solle in den anderen Bus umsteigen. Leider war der viel kleiner und es passten nur alle übereinandergestapelt rein. Aber auch das schien niemanden großartig zu stören. Wenigstens hatte er Sitze. Ich bin auch mit einem „Bus“ gefahren, der außer der letzten Bank keinerlei Sitze hatte. Die Bank war leider vom Regenwasser so durchnässt, dass man besser gleich im Stehen das Panorama der Teeplantagen genoss.

Dass sie auch schneller können, beweisen die Fahrer entlang der Küste – viele von ihnen barfuß das Gaspedal penetrierend. Die machen den Elchtest und schaffen es tatsächlich, die Kiste trotz atemberaubender Schief-Kurvenlage, aufrecht zu halten. Vielleicht liegt’s an der flotten Musik, die eine Mischung aus indisch und karibisch ist und deren heimliche Konzertmitschnitt-Videos in jedem Bus an der Küste laufen. Zu dieser Jahreszeit inklusive indo-karibischer Versionen bekannter Weihnachtslieder. Wie die buddhistischen Mönche – für die in jedem Bus die ersten beiden Sitze hinter dem Fahrer reserviert sind – das finden, kann ich nicht sagen. Aber vielleicht ist es ihnen egal, da sie ja Buddhas Beistand oberhalb des Fahrers haben. Denn da waren sie wieder, die in Myanmar schon so beliebten Buddha-Figuren mit blinkenden LED-Leuchten drumherum.

Besondere Verkehrsteilnehmer erinnern mich an meine Kindheit: mobile Brotverkäufer, von denen jeder seine eigene Melodie spielt – so wie Du als Kind immer wusstest, dass der Eismann kommt. Nur dass es kein Glöckchen ist, sondern z. B. „Pour Elise“ oder eine Melodie aus dem Film „Kill Bill“. Morgens um 6:00 kannst Du aber eigentlich auf beides verzichten.

Lokomotive in Kandy

wie in guten alten Zeiten…

Auch bei der Bahn erinnert vieles an früher. Die kleinen Karton-Fahrkarten mit Präge-Datumsstempel, die Loks, die Bahnhöfe und auch die Anzeigen der Züge und Gleise verzichten auf jeglichen modernen, elektronischen Anzeigequatsch. Nachdem nur wenige Züge auf den zwei Strecken – eine vom Süden in den Westen immer an den Wellen entlang, die andere quer durch die Tee-bepflanzten Hügel des kühleren Hochlands – fahren, kann man das auch gut per Handarbeit und ein paar hölzernen Tafeln erledigen.

Zug-Anzeigetafel in Galle

Zuganzeigen mal nicht zu modern…

Warum fast jeder Bahnhof an der Küste ein Aquarium am Bahnsteig stehen hat, habe ich noch nicht herausgefunden. Vielleicht hat es einen ähnlichen Grund, warum fast alle kleinen Läden entlang der Straßen im Binnenland aufgeblasene Schwimmreifen feilbieten…?

Aquarium auf dem Bahnhof in Sri Lanka

Was machen die Fische im Bahnhof…?

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