Alles hat ein Ende – auch die Reiserei

Kommen wir einmal zu einem Phänomen, das anscheinend sehr viele Weltreisende oder Langzeit-Traveller heimsucht: Die  „8-Monats-es-ist-genug-Schwelle“. Viele Reisende haben mir verwundert gesagt, dass auch sie nach acht Monaten das Gefühl hatten, dass sich die Reise demnächst mal dem Ende zuneigen sollte. Da dies auch bei mir so geschehen ist, hatte ich beschlossen, nach knapp 11 Monaten zurück in die Heimat zu fahren.

Nach
– 17 Ländern auf 3 Kontinenten
– 256 Stunden mal im Luxusbus und mal im lokalen Bus mit Huhn-Fisch-Ziege-und-Co
– 34 Flügen mit guten und eher Furcht einflößenden Maschinen – und das obwohl ich nach Möglichkeit eher Land- und Seetransport vorgezogen hatte 
– insgesamt 6 Tagen und Nächten auf irgendwelchen Booten von Nussschale bis Riesen-Autofähre sowie
– einer Luftlinien-Distanz vom Nordpol bis nach Kapstadt (14.400 km) mit der guten alten Eisenbahn
war’s dann auch mal genug.

Also nicht mehr nach Lateinamerika. Aber auch so schließt sich damit ein Kreis, denn ich hatte vor 15 Jahren schon mal eine Weltreise angefangen – und nach der Zeit in Südamerika beendet. Die damaligen Erlebnisse und alle möglichen in der Zeit dazwischen werde ich in den nächsten Wochen und Monaten hier nachtragen. Somit wird sich trotzdem was im Blog tun, auch wenn der globurs erstmal gar nicht mehr rund um den Globus unterwegs ist. Was ja aber nicht lange dauern muss, bis ich wieder den Rucksack packe…

Die Südinsel – für jeden Geschmack was dabei

Der Wind, der einem in Wellington um die Nase bläst, bildet sich in der Cook Straight. Wahrscheinlich wollen sie ihn im Süden loswerden. Das versuchen sie mit dem Regenwetter auch und zum Teil haben sie es schon geschafft. Vor einigen Millionen Jahren hat irgendeiner mal eine natürliche Mauer hochgezogen und seitdem bleibt der Regen an der Gebirgskette hängen und beschert z. B. dem Milford Sound eine jährliche Regenmenge von 7 Metern! Da sind sie im Osten froh drüber und „verschandeln“ praktisch die ganze Landschaft mit Weinbergen. Lecker. 

Dort, wo die Natur noch den Kühen, Schafen und Hirschen überlassen und somit für Grillgut und Käse zum Wein gesorgt wird, kämpfen sie um das Überleben der natürlichen Futterquellen. Und so kann man Gespräche führen, die so beginnen: „Ich arbeite im Naturschutz.“ „Was machst Du denn da?“ „Ich töte Possums.“ Nachdem die Viecher zwar wahnsinnig niedlich sind, aber ebenso wie die Hasen Unmengen von Vegetation wegfressen, werden sie gejagt und zu Pelzmützen verarbeit. Ein einträgliches Geschäft für die Jäger und Sammler – sofern letztere davon in sofern profitieren können, dass die Possums nicht ganz plattgefahren rumliegen, weil sie als natürliche „Speedbumps“ genutzt werden.

Nicht so einträglich ist es wohl, heutzutage noch nach Gold zu schürfen. Trotzdem sieht man in Arrowtown gelegentlich Touristen mit Goldwäscher-Pfannen im kalten Fluss stehen. Dabei kann man dort sehen, wie weit man damit kommt, wenn man nur noch Reste-Schürfen darf: Die Ruinen der „Siedlung“ der während des Goldrauschs in den 1860er Jahren ins Land geholten chinesischen Glücksritter zeigt, wie ärmlich sie in dieser kalten Region in einfachen Steinhütten und -höhlen leben mussten. Da geht man heute lieber in eines der ältesten Steinhäuser – den ehemaligen Stallungen– in dem sich heute das Restaurant „The Stables“ befindet und wo man sich das leckere Mac’s Gold reinziehen kann. Flüssiges Hopfen- und Malz-Gold ist deutlich weniger anstrengend.

Paraglider Queenstown

Luft-Adrenalin über Queenstown

Anstrengend lieben sie es in der Nachbarstadt Queenstown. Oder besser gesagt, anstrengend und aufregend. Kaum ein jugendlicher Adrenalin-Junkie, der nicht waghalsig mit dem Mountainbike durch den Wald brettert, sich vom Berg stürzt, sich auf von einem Jet-Ski betriebenen Wasserdüsen auf den See stellt oder mit einem künstlichen, auf- und ab-tauchenden Hai-Jet-Ski die Steh-Paddler erschreckt.

Wer es etwas beschaulicher mag, ist auf der Südinsel trotzdem gut aufgehoben – in den Kirchen. Hier gibt’s für alle das passende:

–          Kirche mit Seeblick hinter dem Altar

Kirche mit Ausblick

Falls die Predigt langweilig ist – einfach drüber hinwegsehen

–          Freiluftgottesdienste, weil die eigentliche Kirche dem Erdbeben zum Opfer gefallen ist

Open-Ar-Kirche in Christchurch

Bei diesem Gottesdienst ist man dem Himmel ganz nah

–          Kirchen, die zu einer Bar umfunktioniert wurden

Free House Nelson

Bier und Kunst-Kakerlaken in der Ex-Kirche von Nelson

–          Kirchen, die endlich mal mitdenken und Kinder ruhigstellen

Krabbelkiste in Nelson Kirche

Rasseln statt quengeln im Gottesdienst

Ruhiggestellt ist leider auch Christchurch. Das Erdbeben vom 22.02.2011 hat tiefe Wunden in der Stadt hinterlassen und lässt sie manchmal sogar ein bisschen wie eine Geisterstadt erscheinen. Die vielen Parkplätze waren halt vor drei Jahren noch Wohnhäuser. Wenigstens wurde der Sinn für Humor noch nicht begraben. Wenn frau in Ruhe shopen gehen will, kann sie hier ihren Mann in der Männertagesstätte (= Kneipe) abgeben.

Männertagesstätte in Christchurch

damit auch die Männer nicht quengeln…

Neuseelands Süden – natürlich herausragend

Galerie

Diese Galerie enthält 15 Fotos.

Für viele steht Neuseeland vor allem für spektakuläre Natur. Was liegt da näher, als endlich mal wieder eine kleine Bildergalerie zu machen. Selbst wenn man keine mehrtägigen Wandertouren macht, kann man vieles zu Land, zu Wasser, hoch oben und tief … Weiterlesen

Unterwegs in Neuseeland – entspannt geht vor

Man könnte ja meinen, dass beim Verhältnis von 4 Millionen Menschen zu 40 Millionen Schafen ständig eine Herde über die Straße läuft, aber außer plattgefahrenen Possums sieht man erstmal wenige Tiere auf der Nordinsel. Viele Kühe, aber bis zu meinen ersten Schafen hat es eine Weile gedauert. Fast so lange wie bis zu meinem ersten Klavier an einer Kreuzung, das ich überhaupt jemals im Straßenverkehr gesehen habe. Einige weitere folgten mit der Bitte „Play Me!“. Warum sie da stehen, weiß ich allerdings noch nicht.

Klaviere auf Neuseeländischen Straßen

Klimperkasten zur freien Verfügung

Ebenso wenig, wie man sein Café am Straßenrand „Hot Pipi Café“ nennen kann, aber es ist wohl vor allem eine andere Sprache, die das normal erscheinen lässt. Normal scheinen auch Mini-Flughäfen zu sein, die lediglich aus einer gräsernen Rollpiste und einer kleinen Hütte bestehen. Aber immerhin alle 50 km zu sehen sind. Sie lieben es klein und detailliert. Hat man einen Flexipass der InterCity- oder NakedBus-Gesellschaft wird man vom freundlichen Fahrer sogar am Hostel abgeholt oder abgesetzt. Muss man allerdings wissen, denn wenn man im Internet bucht, stehen die Hostels nicht – wie man vielleicht vermuten könnte – unter dem Ortsnamen, sondern unter dem Hotelnamen. Verwirrend. Genauso verwirrend ist es, dass man auf den vorderen Sitzen im Bus Gurte hat und die auch anlegen muss, im hinteren Teil dann aber keine mehr. Ob dann bei einer Polizeikontrolle die hinteren auch die 150,-$ Strafe für’s Nichtanschnallen zahlen müssen, weiß ich auch wieder nicht.

Beim Tanken gibt’s hier nicht nur Benzin und sonstige Dinge, die Du auch spät in der Nacht noch in Deutschlands Tanken bekommst. Hier merkt man, dass die Neuseeländer gerne draußen sind. Denn vor der Tür steht die große Truhe mit Ködern und falls die Köder und das Anglerglück gut waren, kann man sich gleich noch das Eis zum Einlagern des frischen Fangs ins Auto laden.

Neuseeländische Tankstelle

Eis und Würmer – tanken was das Anglerherz begehrt

Besonders gerne laufen die Neuseeländer barfuß. In allen Städten sieht man sie. Eine Reise-Bekannte aus Neuseeland meinte sogar, sie hätte im Alter von 12 Jahren zum ersten Mal Schuhe angehabt. Dass das aber durchaus Probleme geben kann, sieht man, wenn man an Bord eines Flugzeuges gehen möchte. So hatte ich in Vanuatu eine ganze Familie gesehen, die sich von irgendwoher noch schnell ein paar Flip-Flops besorgen musste, weil sie sonst nicht an Bord durften.

Kein Problem mit barfüßigen Fahrern darf man haben, wenn man die beliebteste Art zu reisen wählt: Trampen. Wer per Anhalter unterwegs ist, wird in Neuseeland meist recht schnell mitgenommen, lernt eine Menge über Land und Leute und bekommt oft auch noch eine kleine Sightseeing-Tour oder gar eine Übernachtungsmöglichkeit kredenzt. Sehr vielseitig also, was man von den Brücken hier nicht behaupten kann. Sie haben meist noch nicht mal zwei Fahrspuren, sondern einer muss immer warten, bis das entgegenkommende Fahrzeug drüber ist. Ob man mit einer halb-breiten Brücke soviel Geld sparen kann, weiß ich ja nicht…

Eine ziemlich breite Brücke haben die Fähren zwischen der Nord- und der Südinsel. Wahrscheinlich, damit der Käptn die tollen Ausblicke bei der Fahrt durch die Fjorde und Sunde der Südinsel bei Picton genießen kann.

Hafeneinfahrt von Picton

zum Glück kein italienischer Kapitän am Werk – da kann nichts schiefgehen

siedendheiß und stinknormal – Neuseelands Nordinsel

Die Gegend um Rotorua muss ein wahres Männerparadies sein: Du kannst nach Herzenslust furzen und musst niemanden schief anschauen, dass er es war. Denn es stinkt in der ganzen Gegend so nach Schwefel, dass man seine Ausdünstungen niemandem anderen in die Schuhe schieben muss.

heißes Schlammloch in Rotorua

brodelnde Schlammhölle

Im ganzen Geothermie-Gebiet kann man auch stundenlang in blubbernde Schlammtümpel starren. Jetzt sagt man: „In Deutschland schicken wir beim Dschungelcamp C-Promis in solche Löcher, was ist das besondere daran?“. O.k., abgesehen davon, dass manche Zuschauer die Badenixen dort heiß finden, ist es hier durchaus siedendheiß und das Bad darin wäre genauso tödlich wie in einem der bis zu 30m hoch spritzenden Geysire.

Der Pohutu spuckt gewaltig

Kein Wasserrohrbruch, sondern siedend heiße Dusche von ganz tief unten

Wer es eher ebenerdig, aber trotzdem heiß möchte, geht auf der Coromandel-Halbinsel zum Hot Water Beach. Rund 1,5 Stunden vor und nach der Ebbe buddelt man sich mit dem Spaten ein Loch in den Strand und muss sich beeilen, die Schutzmauer so schnell wie möglich hochzuziehen, denn die kalten Wellen des Pazifiks reißen Dir die ganze Arbeit gerne wieder ein und kühlen Deinen ausgeschaufelten Pool wieder runter. Denn die Quellen am Strand sind teilweise so heiß, dass man als Mann aufpassen muss, nicht im hartgekochten Eiern den Strand zu verlassen. Immerhin kann man(n) diese bei der nächsten Station – der Cathedral Cove – wieder abkühlen. Dort sind zwei Traumstrände durch einen Kathedralenartigen Felsbogen verbunden, was herrliche Blicke und Warnschilder, dass Brocken von der Decke fallen könnten, preisgibt. Gerettet würde man werden, aber das dauert schon ein bisschen, bis man wieder oben auf den Klippen ist.

Schneller gerettet wird man sicher von den Lebensrettern am berühmten Piha Beach. Warum berühmt? Wahrscheinlich, weil sie irgendeinen Strand brauchten, an dem sie die berühmte australische Reality-Doku Bondi Rescue kopieren konnten. Und so gibt’s halt hier auch Piha Rescue – leider ohne viele schöne Badenixen und mit nur ein paar Surfern.

Piha-Beach

nicht viel los am Piha-Beach – sogar die Bälle sind hier menschenlos

Auf einer ganz anderen Welle reitet man in Rotorua. Auf der heißen Schwefelwelle mit Maori-Kultur. Hier werden einem z. B. in Te Puio Kultur und Geschichte der Maori auch abseits der Alltags-Probleme, die man auf den Parkbänken der Städte sieht, näher gebracht – und zwar auf eine angenehme Art, so dass man nicht das Gefühl hat, dass sie eine kommerzielle Show machen sondern dass sie wirklich etwas von ihrem Leben zeigen wollen.

Maori Kultur bedarf vieler Buchstaben

lange Rede – kurzer Sinn

Viele Maori-Worte mit sehr vielen Buchstaben, so dass man sich fast in Finnland oder Estland wähnt (s. auch Eintrag Helsinki und Talinn). Ein paar Maori-Lieder und natürlich Haka, der durch die Rugby Nationalmannschaft weltweit berühmt gewordene Tanz, um seine Gegner einzuschüchtern.

Haka-Tanz

nur nicht einschüchtern lassen

Wild in einem anderen Sinne wird’s rund um Taupo.

Huka-Falls in Taupo

das ist mal eine ordentliche Spülung

Was für gewaltige Kräfte die Natur freisetzen kann, sieht man sowohl bei den Huka-Falls, die zwar nicht hoch aber dafür massiv breit sind oder auf den weggesprengten Gipfeln der Vulkane beim Tongariro Crossing. Da wähnt man sich zwar zunächst auf einem der kunstvoll angelegten Wanderwege in Südkorea (s. auch Eintrag Seoraksan – ein Sonntag unter Profi-Wanderern), kommt dann aber durch schöne Krater, an schwefelstinkenden farbigen Seen und an wegen des losen Gerölls auf den Hintern gefallenen Touristen vorbei zurück durch rauchendes Geothermie-Gebiet. Wenn einen Wind und Eruptionsgefahr dorthin kommen lassen. Aber immerhin zeigt eine Ampel an, ob man gehen darf oder nicht. Und beim Aufstieg sollte man beim Klohäuschen nicht das Nervositäts-Pipi vergessen.

Klohäuschen beim Tongariro Crossing

kleine und große Geschäfte am Fuße des Herr-der-Ringe-Berges

Groß ist trotzdem klein – neuseeländische Städte auf der Nordinsel

Letztendlich ist es doch sehr gemütlich hier. Selbst in der größten Stadt des Landes läuft das Leben maximal auf den Regatten der Americas-Cup-Yachten, die im Hafen von Auckland liegen, hektisch ab. Ansonsten ist es sehr entspannt hier.

Aucklands Hafenlesestube

Lesestunde im Hafencontainer

Direkt neben den Rennyachten kann man im Hafen-Lesecontainer entspannen. Und auch sonst scheinen sie nicht so viel zu tun zu haben. Denn würde man sonst auf Idee kommen, eine Kirche auf Räder zu hieven, sie über die Straße zu fahren und sie dort wieder abzusetzen, nur weil sie dann so schön neben das neu gebaute Kirchengebäude passt…?

transferierte Kirche

Die Wander-Kirche von Auckland

Die Entspannung wird umso größer, je weiter man aufs Land kommt. In allen Kleinstädten ist es noch mal einen Zacken ruhiger – und das bedeutet, dass z. B. im Art Deco Städtchen Napier nach 17:00 Uhr kaum noch ein Laden geöffnet hat und auch zum Essen musst Du eine Weile laufen, bis Du ein offenes Restaurant findest. Wahrscheinlich wollen sie sich in Rotorua anpassen und schließen ihren Street Food Market schon um 21:00 Uhr. Spät essen soll ja auch gar nicht so gesund sein…

Selbst in der Hauptstadt Wellington findest Du nach Acht kaum noch was zu Essen, wenn Du nicht unbedingt zum Goldenen M oder seinem Pendant Buletten-König gehen willst. Und das wo es durchaus schöne und stilvolle Cafés und Kneipen gibt, die nur leider viel zu früh dicht machen. Dabei passen sie so schön zum Stil der Stadt als neuseeländische Kulturmetropole.

Café im Hafen von Wellington

Macchiato e Macchina

Etwas andere Kaffeehauskultur kann man mitten im Hafen auf dem Dock erleben, wo die Gabelstapler um Dich rum fahren. Wenn denn mal einer fährt, denn auch der Hafen der neuseeländischen Hauptstadt ist äußerst entspannt und zieht eher plantschende Jungs und Drachenboote an. Im Te Papa Tongarewa – dem neuseeländischen Nationalmuseum – sieht man neben toller Kunst und der Geschichte Neuseelands, auch die aktive Seite Neuseelands. Zumindest die der Natur, denn hier wird man ordentlich durchgerüttelt. Nachdem die Erdbeben ja ein wesentlicher und sehr häufig vorkommender Bestandteil des neuseeländischen Lebens sind, haben sie für die Zeit ohne ein Beben ein Häuschen gebaut, in dem ein Erdbeben simuliert wird. Falls der geneigte Tourist eines der 15.000 Erdbeben im Jahr verpasst haben sollte, kann er hier eines spüren und rundherum interaktiv lernen, wie das alles zustande kommt. Tolles Museum.

Unterwegs in Vanuatu – von Schlaglöchern und Zeitlöchern

Buggy auf Efaté

Buggy fahren macht rundum glücklich

Wie im vorherigen Bericht geschrieben, ist es ein lustiges aber auf die Dauer fast schmerzhaftes Erlebnis, wenn man mit einem offenen Buggy durchs Land fährt. Nahezu jeder, der am Straßenrand wandert, möchte Dich im Fahren abklatschen.

Immerhin passen hier auf den Asphaltstraßen auch Menschen neben die Autos. Auf den schmalen Dreck- und Aschstraßen auf Tanna sind die Schlaglöcher und die vom Regen ausgespülten massiven Regengräben so immens groß, dass man hier wahrscheinlich über darin liegende Menschen drüberfahren könnte. Immerhin öffnet sich das Ganze kurz vor dem Vulkan in einen riesigen Allrad-Verkehrsübungslatz. Der Allradwagen sollte nach Möglichkeit ein Pick-Up sein, denn anscheinend ist die bevorzugte Reise-Art der Ni-Van die, auf einem Pick-Up stehend durch die Gegend zu fahren.

Vulkan-Allrad

Nürburgring ist nicht die einzige Rennstrecke in vulkanischen Gebiet

Wenn sie nicht mit Bussen fahren. Diese Busse sind allerdings eigentlich nur Mini-Vans, die man auch überall anhalten kann, um dann dem Fahrer zu sagen, wohin man möchte. Nach Möglichkeit sagt man das einem Fahrer eines leeren Busses. Denn er bringt erst einmal alle bereits drinsitzenden Fahrgäste genau dort hin, wohin die wollen Und so könnte eine Fahrt von eigentlich 10 minütiger Wegstrecke auch gerne mal 2 Stunden dauern, da dort dann auch noch ein kleines Schwätzchen mit dem Nachbarn des Passagiers gehalten wird. Getankt wird übrigens auf Tanna mitten im Wald. Zapfsäulen, Nichtraucher-Zeichen und Kassenhäuschen sind dabei völlig überbewertet.

Tankstelle auf Tanna

das Benzin ist im Schuppen rechts…

Gerne erschrecken die Einwohner ihre vorbeiflanierenden Freunde auch mit einem unvermittelten Anschreien. Das steht dann wiederum im krassen Gegensatz zum Verhalten im Flugzeug, in dem alle nur flüstern. Warum das so ist, habe ich keine Ahnung. Vielleicht damit die Stewardess mit den Blumen im Haar – mit denen sie vermutlich gegen den auf nicht-gewaschenen, aber dafür einfach gewendeten T-Shirts beruhenden Schweißgeruch ankämpfen wollen – zu verstehen ist. Aber nur in den großen Fliegern. In kleineren Flugzeugen gibt es weder Stewardessen noch funktionierende Lautsprecher, durch die man die Ansagen des Kapitäns hören könnte. Dafür ist die Gepäckausgabe durchaus überschaubar.

Gepäckausgabe in Vanuatu

Gepäckbänder sind sowas von überflüssig

Mit diesen kleinen Maschinen zu fliegen ist besonders lustig … wenn man sie denn rechtzeitig erreicht. Denn das ist aufgrund der entspannten Art der Einwohner nicht immer garantiert. Bei meinem für 15:00 geplanten Rückflug meinten alle „Ah, der Nachmittagsflug. Kannst um 3 einchecken“. Als um 14:20 immer noch keiner aus meinem Resort zu sehen war, dem ich erstens meine Rechnung bezahlen konnte und der mich zweitens zum Flughafen fahren könnte, beschloss ich, die vier Kilometer zu laufen, was auch schon recht knapp geworden wäre. Denn der Flug ging wirklich um drei und nicht erst wie sonst üblich irgendwann mal, weil wir ja so relaxt sind. Um 14:40 kam ich am Flughafen an. Schnell Gepäck abgegeben, mich selber auf die Waage gestellt, zwei Minuten in der Wartelounge (Sicherheitskontrollen gibt’s auf Vanuatu für Inlandsflüge nicht), dann am Ananas in sich reinstopfenden Piloten auf dem Rollfeld vorbei in die Maschine mit freier Platzwahl – und um 14:55 abgehoben.

Ich weiß gar nicht, was in dem Flieger dann am beunruhigendsten war: Die ausgefallenen Lautsprecher, die zuerst auf chinesisch und dann erst auf englisch beschrifteten Ausgangsschilder oder dass der Co-Pilot die neuesten Cricket-Ergebnisse in der Zeitung nachlas.

zeitunglesender Pilot

über den Wolken muss die Pressefreiheit wohl grenzenlos sein

Nemo, der heilige Geist und ein zorniger Vulkan – Vanuatus Bewohner sind die glücklichsten Menschen der Welt

Kommt man in Port Vila an, glaubt man es nicht auf Anhieb, dass die Ni-Van einige Male in Folge zu den glücklichsten Menschen der Welt gekürt wurden. Zumindest sagt es so der Lonely Planet. Aber der sagt auch, dass der Besuch der langweiligsten Höhlen, die ich bislang irgendwo gesehen habe, auf der Hauptinsel Efaté ein Muss seien. Immerhin gibt es auf der Insel Asphaltstraßen und Strom, aber zumindest in der Haupt“stadt“ Port Vila war erstmal nicht so viel von lächelnden Menschen zu sehen. Aber wenn man einmal mit einem offenen Buggy um die Insel fährt, bekommt man es dann aber mit. Genauso wie auf der indonesischen Insel Flores winken alle, sitzen entspannt in Grüppchen auf der Straße oder auf Felsen, lachen freundlich, rufen am Straßenrand „five!“ und klatschen Dich im Fahren ab.

Oder sie erklären einem, wie man statt mit einem „fishing net“ mit einer „fishing nut“ sein Abendessen aus dem Meer holt. Man kratzt aus einer Nuss das Innere heraus, legt es ins Wasser, lässt die Fische sich dran gütlich tun – und dann werden sie so dösig, dass man sie per Hand fangen kann. Nur selber essen sollte man die Nuss nicht.

Nussfischer in Vanuatu

Fischen mit Nüssen

Zum dösig werden verwenden die Ni-Van lieber Kava. Ein Zeug, das furchtbar erdig schmecken soll und aus einer Art Pfefferpflanzen-Wurzel gewonnen wird. Je nach Insel wird es unterschiedlich zubereitet. In Tanna, wo es wohl am heftigsten ist, kauen die jungen Männer drauf rum und spucken den so gewonnen Saft dann in einen Pott. Getrunken wird es dann traditionell – nachdem sich die Männer des Dorfes um 15 Uhr zu einer kleinen Versammlung treffen und entscheiden, bei wem sie es denn jetzt trinken – aus einer Kokosnussschale. Frauen sind in vielen Gegenden nicht zugelassen. Aber die können sich freuen, denn die Männer kommen entspannt und mit etwas gelähmter Zunge zurück. So reden sie dann auch nicht zuviel dummes Zeug in ihrem kleinen Wahn.

Vom Wahn haben sie auf Tanna auch weitere lustige Ausprägungen in Form von Kulten. Zum Beispiel der Jon Frum Cargo Cult, bei dem die Anhänger auf Konsumgüter wie Radios und Kühlschränke warten, die ein gestrandeter Soldat vor dem Zweiten Weltkrieg versprach. Er lehnte die christlichen Vorschriften, dass Vielweiberei und Menschenfresserei von nun an plötzlich verboten sein sollen, ab und versprach ein besseres Leben durch diese amerikanischen Güter, die mit einem großen Frachtschiff eintreffen sollten. Dafür haben die Anhänger dann einen eigenen Anleger gebaut und falls doch kein Schiff kommen sollte, haben sie vorsichtshalber eine extra Landebahn für Transportflugzeuge gebaut. Seitdem treffen sich die Anhänger täglich und beten und singen, damit das Zeug nun endlich kommt. Ein anderer Kult verehrt übrigens Prince Philipp, den Mann von Elisabeth II. – warum weiß ich nicht, aber vor ein paar Jahren empfing er sogar eine Delegation von fünf Dorf-Oberhäuptern bzw. Häuptlingen. Vielleicht liegt das aber doch alles nur am Kava…

Oder an den Dämpfen des zugänglichsten aktiven Vulkans der Welt. Selbst Stunden und gar zwei Tage später hat man noch teilweise einen leichten Schwefelgeschmack in der Kehle.

Briefkasten auf aktivem Vulkan

heiße Liebesbriefe können hier eingeworfen werden

Ist man erstmal durch die Mondlandschaft vor dem Vulkan hoch zum Krater mit seinen sehenswerten Klohäuschen und dem weltweit einzigen aktiven Briefkasten auf einem aktiven Vulkan gelangt, erwarten einen Ascheregen und mächtige gut hör- und spürbare Eruptionen. Auf ging’s zu einem Aussichtspunkt, den die Führer auserkoren hatten. Schon fast oben angekommen, schleuderte eine mächtige Eruption einige Brocken nach oben. Und kurz drauf kam ein glühender Brocken mit lautem Sirren wie von einer Mörsergranate auf uns zu. Klang wie im Krieg, nur dass der Brocken nicht explodierte, sondern nur dumpf auf dem Boden aufschlug – ca. 70m von uns entfernt. Von einem anderen Aussichtspunkt war dann der Blick in den Krater mit der glühenden Magmamasse nicht nur wegen der Dämpfe und der Asche atemberaubend. Geniales Schauspiel.

Eruption auf Tanna

da fliegen Dir die Fetzen um die Ohren

Entspannter geht’s da auf der Insel Espiritu Santo zu. Hier gönnen sich fast alle Marktfrauen gerne mal ein kleines Nickerchen unter dem Verkaufstresen.

Nickerchen unterm Obststand

Soviel Arbeit macht müde…

Und beim Schnorcheln könnte man stundenlang dem Treiben der Nemos rund um die Korallen zuschauen, wenn einen die ordentliche Strömung nicht wegtreiben würde. Sie treibt einen nicht ganz bis nach Efaté zurück, aber wenn, dann könnte man dort gleich beim einzigen Unterwasser-Postamt der Welt eine entsprechende wasserfeste Postkarte abstempeln lassen und wegschicken.

Deutsches Brauchtum in Brisbane

Hätte mir vor der Reise jemand gesagt, dass Cricket – obwohl ein Spiel über fünf Tage gehen und trotzdem letztendlich unentschieden enden kann – Spaß macht, hätte ich ihn wahrscheinlich auch für das nächste Kombinationsturnier aus Schach und Hallenhalma angemeldet. Aber ich muss meine Meinung revidieren.

Und das liegt nicht nur an den guten Doppelbock-Bieren aus der Fränkischen Schweiz oder dem Bamberger Aecht Schlenkerla, die man vor dem Spiel gegenüber vom Stadion im Deutschen Turnverein von Brisbane bekommt. Frisch, fromm, fröhlich, frei genießt man hier unter Gedenktafeln der Volkstanzgruppe Alpenrose, sonstigen Turnvater-Jahn-Wappen, Urkunden und Karnevals-Sitzungs-Bildern originale Biere aus Weißenohe, Weltenburg & Co oder auch ein australisches Kölsch – was sie aber doch den Kölnern überlassen sollten.

Volkstanz in Australien

Brauchtum ohne Grenzen seit 1883

Und dann ab ins Stadion, wo es im Gegensatz zu den fünftägigen Test-Matches eher zugeht wie im US-amerikanischen Basketball- oder Eishockeystadion. In letzteres fühlt man sich versetzt, wenn man schnell von der Tribüne geht, um im runtergekühlten Restaurantbereich Bier-Nachschub zu holen. Pyrotechnik, leicht bekleidete Tänzerinnen und ein komisches Maskottchen treiben traditionellen Cricket-Fans beim Big-Bash-Spektakel wahrscheinlich Tränen in die Augen.

Cricket in Brisbane

Cricket-Spektakel beim Big Bash

Die Tränen der großen Flut sind inzwischen getrocknet, aber die Schäden und die Erinnerung daran sind in Brisbane und im Hinterland noch allgegenwärtig. Eine unglaubliche Katastrophe damals.

Stadtstrand in Brisbane

Stadtstrand mit BayWatch Lebensrettern

Aber manchmal holen sie sich das Wasser auch ganz bewusst ans Land. Auf dem ehemaligen Expo-Gelände South Bank haben sie Stadtstrände und Beachclubs direkt am Flussufer, die jeden deutschen Großstadt-Beach-Club zu kleinen Sandkisten macht. Denn hier darf man rund um die Uhr schwimmen gehen, wobei man nachts auf den Rettungsschwimmer verzichten muss. Ob der vor diesem gefährlichen Hai retten könnte, ist natürlich fraglich.

Haie in Brisbane

kleine Haie

Vielleicht hat sich der Kleine das auch nur aus einer der zahlreichen Museen und Galerien gemopst. Da hat er dann unter Umständen den Begriff „Kunst ist frei“ falsch verstanden. Denn hier zahlt man für den Besuch im Museum nichts. Fantastischer Service am Bürger.

Augen auf im australischen Straßenverkehr – sonst kracht’s oder wird’s teuer

Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass sie hier auf der „falschen“ Seite fahren, haben sie kreative Regeln. So werden Verkehrsvergehen in der Zeit zwischen den Jahren in Australien mit doppelten Strafen belegt. Sowohl Bußgelder als auch Punkte werden verdoppelt. Hält die meisten aber doch nicht davon ab, ein bisschen mehr zu trinken. Und das obwohl hier die Busfahrer äußerst höflich sind. Sowohl sie als auch die aussteigenden Fahrgäste bedanken sich gegenseitig und wünschen sich einen schönen Tag. Außerdem sind doch gerade zur heißen Weihnachtszeit so schöne als Weihnachtsschlitten „verkleidete“ Busse unterwegs sind (s. Tasmanien – Tod und Teufel).

Man sieht sowieso allerhand kreatives am Straßenrand. Weihnachtsmänner in Badeshorts und Surfbrett unterm Arm, Power-Nap-Areas, nahezu die gesamte Tierwelt von Tasmanischen Teufeln und Krokodilen über Wombats und Kängurus bis hin zu extravaganteren mobilen Verkehrshindernissen wie Alpacas, Enten und sonstigen komischen Vögeln.

lustiges Vogel-Warnschild in Australien

Spaßvögel am Werk

Vor denen warnen die berühmten gelben Warnschilder – die auf „No Kangaroos in Austria!“-T-Shirts auch ein österreichischer Verkaufsschlager sind. Ein anderes bemerkenswertes Schild, was man trotz aller Kaffeehaus-Kultur in Österreich vergeblich suchen wird ist: „Free Coffee Area“. Man fährt raus und bekommt von Freiwilligen einen kostenlosen Kaffee. Alles um die Fahrer auf den unendlich langen Fahrten vor dem Einschlafen zu bewahren.

Auf diesen Fahrten begegnet man auch allerhand Roadtrains, denen man nicht all zu nahe kommen möchte. Mächtige mehrere Anhänger lange Lastwagen, die an Dir und dem Schild „1.400 km bis zum nächsten Städtchen“ vorbeidonnern. Zum Glück kommen die so selten vor wie ein querlaufender Dingo.

Da lohnt es sich eher den Flieger zu nehmen, auch wenn Airlines wie Jetstar ständig Deinen Flug um bis zu einen Tag vorverlegen oder Dich mitten in der Nacht losschicken wollen. Ausgeglichen wird das durch extrem freundliche und lockere Flugbegleiter, deren Ansagen an Sprachgewandtheit und Witz einigen deutschen Radiomoderatoren deutlich überlegen sind. Und wenn’s dann noch weihnachtet, tauschen sogar die Piloten einmal Ihre Mützen – statt Kapitänsmütze winkt aus dem Cockpit ein fröhlicher Mann mit Weihnachtsmann-Mütze.