Die Leute sind so freundlich hier in Myanmar und auch in der größten Stadt Yangon ist alles noch natürlich. Kinder winken, Frauen winken, Männer winken und die Touristen müssen in Myanmar mit großen Dollarscheinen winken. Alle Flüge, Bahnfahrten und Hotels in diesem Land müssen weiterhin mit nagelneuen und bloß nicht verknickten Dollarscheinen gezahlt werden. Aber das Land entwickelt sich schnell. Erst vor vier Monaten wurden die ersten Geldautomaten des Landes aufgestellt und schon finden sich sogar fast zehn Stück davon alleine im größten Heiligtum Yangons – der Shwedagon-Pagode.
Auf dem Bild wischen die Frauen nur den Regen weg, nicht die roten Flatscher, die die nonstop auf Bethelnuss-Gewürz-Mischungsblättern rumkauenden Männer (und manchmal auch Frauen) nonstop in die Gegend spucken. Man muss schon gut aufpassen, nicht getroffen zu werden. Aber wenn’s mal knapp wird, lächeln sie Dich mit Ihren übriggebliebenen rostroten Zähnen freundlich an.
Besonders lustig ist die Kombination mit Thanaka, der Paste aus Sandelholz, die sich die Frauen (und manchmal auch die Männer) großflächig, partiell oder in feinen Mustern ins Gesicht schmieren. Ist Sonnencreme, Tagescreme, Antifalten- und Antipickel-Mittel in einem. Und sieht bei kahlgeschorenen Kindern mit rundem Gesicht noch lustiger aus.
Etwas gewöhnungsbedürftig für Westler ist auch, wie sie mit ihrem Heiligtümern umgehen. Die Geldautomaten sind nicht die einzige moderne Technik, die in der Shwedagon-Pagode im Einsatz sind. Rolltreppen, die allerdings an den Unmengen von Shops im Aufgang zur Pagode vorbeiführen, und die scheinbar größte Errungenschaft sind blinkende LED-Lichter in allen Farben.
Die werden bevorzugt über den Köpfen der Buddha-Figuren eingesetzt. In unsere Breitengrade übersetzt wäre es wohl ein Jesus am Kreuz mit einer durch rote LED-Leuchtketten erzeugten tropfenden Wunde. Manches verwundert hier noch mehr als Geldautomaten im Heiligtum.
Yangon oder auch als Rangoon oder Rangun bekannt: wahrscheinlich denken 98% aller Leser, es wäre die Hauptstadt. Denkste! Wurde flugs mal verlegt und ist jetzt eine Stadt im Niemandsland die vor 2005 noch ein kleines Dorf war. Nay Pyi Taw hat inzwischen eine gigantische Ausdehnung – die ihr zugeteilte Fläche ist fünfmal größer als Berlin! Aber die Regierung wollte es halt einfach so aus Aberglaube und Prestige. Genauso wie sie in den letzten Jahren flugs mal eine Menge Geldscheine (so lustige Werte wie 45 oder 90 Kyats) von der Regierung vom Markt genommen haben und so viele Menschen ihr Erspartes über Nacht verloren. Oder genauso wie einfach mal die Flagge geändert haben oder den Straßenverkehr trotz rechts gesteuerter Autos per Dekret über Nacht mal schnell von Linksverkehr in Rechtsverkehr umstellten. Die Nachteile beim Überholen hatten wir schon in verschiedenen vorherigen Kapiteln.
Zu den größten Verkehrsteilnehmern gehören die sehr laut hupenden Busse – und weil in Yangon vieles anders ist, gibt’s hier nicht nur mehrere Busbahnhöfe, sondern es ist auch der größte der drei Große kein normaler Busbahnhof, sondern eine ganze Busbahnhofsstadt mit vielen einzelnen Straßen. Da muss Dein Taxifahrer schon genau wissen, in welche Straße er Dich zu Deinem Bus bringen darf.
Auf dem Busbahnhof gibt’s dann auch „Call Center“, falls man sein Transportunternehmen doch nicht findet. Man nehme eine junge Dame, einen Tisch und zwei Telefone und setze diese dann einfach zwischen zwei Busse. Keine Mietkosten und sehr diskret.