Dieses Kapitel ist für Südkorea weniger von Rostlauben, außergewöhnlichen Fahrzeugen oder überfüllten Gefährten geprägt, sondern vielmehr von den kleinen Dingen des täglichen Transport-Lebens.
Bus- und Zugfahren in Südkorea ist ungefähr so als wenn man in Deutschland die A7 entlang fährt – die gleiche Qualität der Fahrbahn, ähnliche Raststätten und vergleichbare Landschaften, die an einem vorbeiziehen. Kleine Abweichungen gibt’s dann aber doch: statt Weizen- und Rapsfeldern gibt’s Reisfelder,
auf den Raststätten gibt’s lustige nach eisgekühltem Sauna-Aufguss schmeckende Kiefernknospen-Erfrischungsgetränke und ständig sieht man mit Alufolie unterlegte Apfelbäume sowie Grabhügel. Es scheint, als gäbe es in Südkorea gar keine Friedhöfe, sondern dass man seine Verstorbenen genau da bettet, wo man sie gerne hätte – z. B. inmitten eines Maisfeldes oder neben dem Kuhstall.
Sowohl in den Bussen als auch den Zügen war ich grundsätzlich der einzige westliche Tourist, was aber keinerlei Vorteile mit sich brachte. Im Gegenteil musste ich mich erst einmal dran gewöhnen, dass vor allem die alten Männer – auch ohne zu essen – die ganze Zeit laut schmatzen und rülpsen. Die Furzerei haben sie zum Glück auf die Straße an der frischen Luft verlagert. Meistens schlafen sie allerdings, was auch am TV-Programm liegen könnte, welches nämlich wirklich das Fernsehprogramm ist. Da das meistens auf einen Dokumentationskanal eingestellt ist oder die Nachrichten zeigt, aber durch Funklöcher das Bild immer wieder einfriert, ist es nicht sonderlich spannend, das Programm auch zu verfolgen.
In Zügen haben sie’s nicht so mit dem Kontrollieren. Eigentlich ein Schwarzfahrer-Paradies, aber dafür sind sie zu diszipliniert. Vielleicht ist es deshalb ein Zeichen des Dankes an die ehrlichen Fahrgäste, dass sich der Schaffner jedes Mal bei Betreten oder Verlassen des Waggons umdreht und sich verneigt. Leider haben sie’s auch bei der Kontrolle des Ticketkaufs im Internet nicht so mit dem Kontrollieren. Hier wird nirgends der Sicherheitscode abgefragt. Gewöhnungsbedürftig, aber immerhin gibt’s die Seite der Bahn sogar auf englisch, was man von der Seite des zentralen Busbahnhofs von Seoul nicht gerade behaupten kann. Sie ist ausschließlich auf koreanisch, was dann für eine Hauptstadt doch etwas seltsam ist.
Lustig ist auch in den U-Bahnhöfen und normalen Bahnhöfen, dass einfahrende Züge mit Fanfaren oder der Mozart’schen Kleinen Nachtmusik angekündigt werden. Passend zu dieser feierlichen Sitte, fahren auch Busfahrer grundsätzlich – bis auf einige grünbehandschuhte Revoluzzer – mit weißen Seidenhandschuhen. Die kommen besonders gut zur Geltung, wenn er einen entgegenkommenden Busfahrer grüßt. Denn das macht er nicht wie in unseren Breitengraden mit einem banalen Kopfnicken, Handheben oder Victoryzeichen, sondern er salutiert ordentlich. Was in Städten mit vielen Stadtbussen dazu führt, dass er die Hand mehr an der Schläfe, als am Schaltknüppel hat.
Autofahrer hegen und pflegen ihr Mobil auch gerne. Man sieht extrem viele Autos mit kleinen blauen Schaumstoffklötzchen an den Türen, damit man beim Aussteigen ja kein anderes Auto beschädigt.
Und zum Schluss noch eine Überlegung zum Thema Verkehr: Bringt dieser Pizzabote nur was zum Essen oder widmet er sich auch dem Thema Verkehr mit Damen?