Von den Philippinen kommend war das Essen in Korea erst einmal mit einer paradiesischen Vielfalt gesegnet. Daher gibt es diesmal – trotz bereits etwas ausführlicherem Vorstellen von Würstchen im Pommesmantel & Co im Eintrag von Seoul – hier noch ein extra Kapitel „Essen wie Buddha in Korea“.
Doch auch hier ist nicht alles Gold was glänzt – besonders, wenn man des Koreanischen nicht mächtig ist. Das führt zu vielen kleinen Überraschungen. So kann man durchaus entgegen seinen Erwartungen eine kalte Suppe erwischen, wenn man einfach auf das Gericht des Nachbarn zeigt. Das Gleiche kann aber auch vorkommen, wenn man an der Wandtafel auf englisch lesen kann, dass man sich Spicy Buchweizen-Nudeln bestellt. In beiden Fällen handelte es sich um kalte Nudeln mit Gurken und Rettich mit einem halben hartgekochten Ei drauf und in dieses kalte Nudelwasser kippt man dann noch Senf. Senf könnte auch dieser Delikatessen-Selektion nicht schaden, denn nicht nur die Farbe der Würstchen ist etwas gewöhnungsbedürftig für einen Menschen aus dem Heimatland der Wurst.
Bei dieser kalten Nudelschüssel kommt natürlich auch das wichtigste Bestandteil eines koreanischen Bestecks zum Einsatz – die Schere: Als ich versuchte, die Nudeln so gut wie möglich in meinen Mund zu manövrieren, kam mitleidig schauend die Dame vom Nachbartisch und zerschnitt mit vier gekonnten Schnipplern meine Portion. Aha, Lektion gelernt… also nicht nur das Fleisch auf dem Barbecue wird mit der Schere zerlegt.
Die Vorliebe für Scheren geht so weit, dass ich in einem Hostel gar kein Messer vorfand, um meine Kiwi zu halbieren. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen hatte, dass man auch Rettiche mit Scheren schälen kann und somit wohl eine Schere auch zum Kiwi-Halbieren taugt, nahm ich meinen Löffel.
Vielleicht wissen sie auch nicht, wie man mit Obst in deutschen Augen umzugehen hat. Denn Obst ist enorm teuer. Für eine (!) dieser großen Birnen, die wie Äpfel aussehen, zahlt man zwischen 3,10 und 4,70 Euro. Spottbillig im Vergleich zur Wassermelone im Wert von sage und schreibe 13 Euro.
Pilze scheinen dagegen recht günstig zu sein. Deswegen kommen sie mit auf die heiße Platte.
Selbstverständlich muss man auch die nach dem Anbraten zerschneiden. Köstlich wird alles beim koreanischen BBQ durch das Sesamblatt, in das man das Fleisch und die anderen kleinen Sauereien wie Knoblauch, Kimchi, Zwiebeln und sauer eingelegten Rettich packt, alles zusammenwickelt und sich dann in den Mund schiebt. Eigentlich sollten auch noch jede Menge getrocknete Fischlein oder kleine eingelegte Schrimps rein, aber das gehört zwar noch zu den harmloseren Sachen, die ich weglasse.
Weggelassen habe ich auch die in der Rubrik Seoul erwähnten Penisse, die Seeigel, die bei lebendigem Leibe gehäuteten und dann noch zappelnden Mini-Aaale oder diesen undefinierbaren in schwabbeligen Blöcken verkauften braunen Glibber.
In den Restaurants zieht man die Schuhe vor der Tür aus und hockt meistens auf dem Boden an niedrigen Tischlein. Servietten findet man in der Regel gar nicht, dafür gibt’s überall gratis Wasser. Auf der Straße sollte man fast alles vom Street-Food mal probieren.
Ob Nudeln im Würstchenteig am Stick, Fleischspieße mit schwer definierbarem Fleisch, durch die Mangel gedrehter Tintenfisch bis hin zu diesen süßen Pfannkuchen mit Sonnenblumenkern-Ahornsirup-Füllung oder zuckerbestreute Krapfen mit Rote-Bohnen-Füllung.
Wer’s herzhafter mag, ist beim koreanischen Frühstück recht gut aufgehoben. Suppe mit Ei und Maultaschen, Reis mit Schweinegeschnetzeltem, Tofu in Chilli und natürlich getrocknete Fischlein und Tintenfisch.
Letztere beiden sind übrigens auch typische Snacks, um den Tag bei einem Bierchen – das wahrscheinlich durch den amerikanischen Einfluss auf Südkorea leider extrem dünn ist – ausklingen zu lassen. Für die gemischte Party mit Westlern ist dann wohl diese Snackbox hier.
Und wer sich Gedanken über zu viele Kalorien macht: Beim Wandern sind die Koreaner mit ihrer Genauigkeit und Disziplin vorbildlich. Auf den Schildern bei den Wanderwegen sagen sie Dir genau, wie viele Kalorien Du auf den jeweiligen Teilstücken verbrauchst.
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Da scheinen einige sehr interessante dinge dabei zu sein, danke für diesen tollen Artikel 🙂
Vielen Dank für das Kompliment, Sandy.