Der Australier liebt seinen Barbie. Ja richtig – seineN. Nämlich den BBQ. Der ersetzt auch gerne mal für ein paar Monate beim Hausumbau die fehlende Küche. Eigentlich braucht man auch keine Küche, denn auf dem Grill kann man alles sehr lecker herzaubern. Sogar traditionelle deutsche Weihnachtsgerichte wie die Weihnachtsgans werden perfekt. Nicht fehlen darf daneben ein Stubbie, eine kleine Flasche Bier. Was braucht man(n) mehr. Vielleicht nur das Meer und viel Geld…
Sydney ist unglaublich reich. Nicht nur finanziell, sondern auch reichlich mit perfekten Stränden gesegnet.
Nicht nur der berühmte Bondi Beach, an dem sogar Weihnachtsmänner surfen gehen, sondern enorm viele andere, die mit den so genannten Traumstränden auf Mauritius locker mithalten können. Zumindest gibt’s hier mehr zu sehen, man kann mitten in der Stadt schnorcheln, hinter Hainetzen den Blick auf die Skyline genießen oder Teil der Reality-TV-Sendung der Lebensretter von Bondi werden.
Das tun anscheinend leider recht viele Deutsche, die unser Image in der Welt mit dummen Entschuldigungen wie „Ich wusste nicht, dass man im Bereich zwischen den Flaggen schwimmen muss“ nicht gerade aufpolieren. So werden sie dann eben von den Lebensrettern rausgezogen und avancieren zu Fernsehstars einer der beliebtesten Doku-Soaps Australiens.
Immerhin hatten sie dann Glück, gerettet zu werden. Vielleicht hatten sie sich ja vorher in The Rocks die australische Version der glücksbringenden Hasenpfote besorgt. Hier wird nämlich auf Schildern ganz groß angepriesen, dass Känguru-Hoden doppelt so viel Glück bringen wie eine Hasenpfote.
Andere deutsche Sportler müssten sich hier auch ein wenig umgewöhnen. Im Bowling Club spielt man Outdoor, kann nebenan grillen und die Kugeln lassen manchen deutschen Profi-Kegler zweifeln, ob er beim Grillen nicht ein bisschen zu viele Stubbies hatte oder ob die Welt Down Under doch ein bisschen schräg steht. Die Kugeln haben durch ein seitlich gelagertes Gewicht mächtig Schräglage und rollen bewusst etwas krumm und anders.
Anders ist auch der Umgang mit Namen und Traditionen. Während in Österreich diskutiert wird, ob man Eskimo Eis nicht langsam mal politisch korrekt z. B. in Langnese umbenennen müsste, heißt hier eine Sorte Eis der gleichen Firma schon seit Jahrzehnten Golden Gaytime. Vielleicht gleichen sie mit dem Festhalten an dieser Tradition mangelndes Traditionsbewusstsein auf historischem Gebiet aus. Dort in Kurnell, wo Captain Cook und seine Crew 1770 zum ersten Mal australischen Boden betraten, haben sie zwar einen schmucklosen Gedenkstein und einen Obelisken hingestellt. Es hat sie aber nicht daran gehindert, ringsum eine Ölraffinerie, eine Wasserentsalzungsanlage und ein Stückchen weiter in den Mangrovengesäumten Sanddünen eine Mülldeponie zu erreichten.
Wenigstens halten sie an der Tradition des Weihnachtsbaums fest, der zwar neben der Palme und einem Straßenmusikanten in Badeshorts für deutsche Augen ein bisschen deplatziert wirkt, aber sich trotzdem – vergebens – bemüht, ein bisschen Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen.
Umso mehr Stimmung kommt an Silvester im Hafen auf. Eine Parade mit beleuchteten Schiffen, ein 9-Uhr-Feurwerk für die Kinder, eins für einfach mal so zwischendrin um halb elf und dann zum Jahreswechsel das fantastische Feuerwerk rund um Oper und Harbour Bridge. Vielleicht eines der Dinge, die man mal gesehen haben muss.