Wüste Gobi – ein Wechselbad der Farben

Ich sollte mich als Schamane bewerben. Immer wenn ich in eine Wüste gehe, regnet es dort. Nachdem ich in der Atacama schon den Himmel über der angeblich trockensten Wüste der Welt zum Weinen gebracht hatte, habe ich das nun auch mit der Wüste Gobi geschafft.

Mit zwei holländischen Mädels, zwei wahnsinnig lustigen englischen 19-jährigen und einem Kölschen Jung ging’s für 5 Tage in die Wüste. Leider mit einer Tourführerin, die sich darauf verlegt hatte, wahnsinnig cool zu sein und dafür auf jegliche Ahnung und Planung zu verzichten. Trotzdem wurde es ein cooler Trip.

Nicht zuletzt wegen Oggy, unserem Fahrer, der wahrscheinlich seine ersten 100 Leben als Automechaniker verbracht hatte.

Oggy in Action

Oggy in Action

Das war bei der alten russischen Kiste auch dringend nötig. Es verging kein Tag, an dem nicht irgendwas kaputt ging. Das spannendste waren die letzten 1,5 km schon zurück in Ulan Bator, wo im täglichen Verkehrschaos bei jedem halt der Motor ausging – also alle 5m. Das hatte uns dann eine zusätzliche Stunde Fahrt beschert.

Und das obwohl die Fahrt eh’ schon von extrem viel Fahrerei zu acht in einem kleinen Minibus geprägt war. Der erste Halt war zudem so utopisch weit weg geplant, dass wir nach ca. 10 Stunden anfingen, nach einer Jurte einer Nomadenfamilie Ausschau zu halten. Denn in der Gobi ist es üblich, Reisenden einfach so seine Jurte zur Verfügung zu stellen. Wir landeten bei einer Familie mit einem 1 Monate alten Baby und es ist schon etwas befremdlich, plötzlich einfach so im „Wohn-Schlaf-Ess-und-Kochzimmer“ einer Familie zu sitzen, die Dich dann auch teilweise anstarrt und teilweise so ignoriert, dass die Mutter dem Kind vor allen Fremden die Brust gibt. Glücklicherweise waren die Eltern der beiden gerade in der Stadt und wir konnten zu sechst in deren Jurte übernachten.

Die Nomaden leben heute überwiegend recht modern. Solarpaneele sorgen für Licht,TV und Stereoanlage, Motorräder haben die Pferde beim Hüten der Herde verdrängt und dennoch bleibt viel Ursprüngliches:

Der Mist muss erst trocknen...

Der Mist muss erst trocknen…

... um dann ordentlich einzuheizen

… um dann ordentlich einzuheizen

Geheizt wird zum Beispiel weiterhin mit getrocknetem Kuh-, Schaf und Ziegendung. Auf dem Ofen wird gleichzeitig der gesalzene Milchtee gekocht, den man in jeder Jurte offeriert bekommt.

Die Gobi selbst zeigt sich wahnsinnig wandelbar. Meist steppig, dann erstaunlich grün, dann die größte Sanddüne, dann Bergland wie in den schottischen Highlands, dann plötzlich ein Flüsschen, dann wieder Geröll oder rote und graue Canyons und gelegentlich auch diverse blühende Pflanzen. Man kann stundenlang rausschauen und entspannen. Gelegentlich laufen ein paar Gazellen davon, liegen klischeehaft Unmengen von Schädeln und Knochen im Sand, kommt man in riesige gemischte Schaf-/Ziegenherden oder Kamelhorden und auch zwei Geier auf einem toten Pferd sitzend ziehen an Dir vorbei. Wenn mal ein Dorf kommt, ist es unglaublich trist und leer. Aber die Kinder haben eine Menge Spaß, wenn Fremde vorbei kommen und zeigen alles, was sie so drauf haben: Fahrrad-Stunts, Ringerkünste und Bodenturnen.

heutige und künftige Mitglieder der Biker-Gang

heutige und künftige Mitglieder der Biker-Gang

ein anständiger Mongole wird Ringer

ein anständiger Mongole wird Ringer

Die zweite Nacht war im richtigen Ger (mongolisch für Jurte) und wir hatten sogar ein bisschen Holz für ein Lagerfeuer gesammelt. Herrlich unter diesem gigantischen Sternenhimmel. Am nächsten Tag ging zumindest ich unverkatert aufs Kamel.

ein störrisches Biest

ein störrisches Biest

Ich hatte leider das störrischste Biest von allen erwischt und da war es auch ein bisschen kontraproduktiv, dass mir das kleine Hirtenmadl meine Zügel selbst in de Hand drückte. Irgendwann war ich von der Karawane etwas abgerückt, denn meine Kamelsteuerungskünste schienen etwas rudimentär zu sein. Fortan wurde mein Kamel von Billy aus unserer Gruppe geführt. Das stinkende, verzottelte und dornige Biest gehorchte zwar nur widerwillig, aber wir kamen wenigstens an.

Danach wieder ab ins Auto und ruck zuck wieder liegen geblieben. Diesmal im Sand stecken geblieben und ein Leck in der Benzinleitung. Zum Glück haben diese gewieften Russen ein Auto erfunden, bei dem man frei zwischen zwei Tanks wählen kann, die man sogar während der Fahrt umschalten kann. Natürlich erreichten wir wieder unser Ziel nicht und campten trotz drohenden Regens am Fuße schöner Klippen. Das bot natürlich die Gelegenheit für einen weiteren Panorama-Fels-Stuhlgang.

Die Gobi  war schon mal wunderschön und herrlich einsam. Mal schauen, was die anderen Landesteile zu bieten haben. Übermorgen geht’s los.

2 Gedanken zu „Wüste Gobi – ein Wechselbad der Farben

  1. da kommt mir einiges bekannt vor. übernachten im zelt mit lagerfeuer und morgendlicher kamelritt? genau wie bei uns in marokko (nur das wir dromedare hatten). ich glaube da gibts irgendwo eine internationale din-norm wie so ein wüsten-trip abzulaufen hat.

  2. Lieber Urs, es ist sehr schön, immer wieder von Dir zu hören und Deine Reise ein wenig mitzuerleben. Danke für die sehr schönen Geschichten! Liebe Grüsse, Tommi und Karina

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