Kommt man in Port Vila an, glaubt man es nicht auf Anhieb, dass die Ni-Van einige Male in Folge zu den glücklichsten Menschen der Welt gekürt wurden. Zumindest sagt es so der Lonely Planet. Aber der sagt auch, dass der Besuch der langweiligsten Höhlen, die ich bislang irgendwo gesehen habe, auf der Hauptinsel Efaté ein Muss seien. Immerhin gibt es auf der Insel Asphaltstraßen und Strom, aber zumindest in der Haupt“stadt“ Port Vila war erstmal nicht so viel von lächelnden Menschen zu sehen. Aber wenn man einmal mit einem offenen Buggy um die Insel fährt, bekommt man es dann aber mit. Genauso wie auf der indonesischen Insel Flores winken alle, sitzen entspannt in Grüppchen auf der Straße oder auf Felsen, lachen freundlich, rufen am Straßenrand „five!“ und klatschen Dich im Fahren ab.
Oder sie erklären einem, wie man statt mit einem „fishing net“ mit einer „fishing nut“ sein Abendessen aus dem Meer holt. Man kratzt aus einer Nuss das Innere heraus, legt es ins Wasser, lässt die Fische sich dran gütlich tun – und dann werden sie so dösig, dass man sie per Hand fangen kann. Nur selber essen sollte man die Nuss nicht.

Fischen mit Nüssen
Zum dösig werden verwenden die Ni-Van lieber Kava. Ein Zeug, das furchtbar erdig schmecken soll und aus einer Art Pfefferpflanzen-Wurzel gewonnen wird. Je nach Insel wird es unterschiedlich zubereitet. In Tanna, wo es wohl am heftigsten ist, kauen die jungen Männer drauf rum und spucken den so gewonnen Saft dann in einen Pott. Getrunken wird es dann traditionell – nachdem sich die Männer des Dorfes um 15 Uhr zu einer kleinen Versammlung treffen und entscheiden, bei wem sie es denn jetzt trinken – aus einer Kokosnussschale. Frauen sind in vielen Gegenden nicht zugelassen. Aber die können sich freuen, denn die Männer kommen entspannt und mit etwas gelähmter Zunge zurück. So reden sie dann auch nicht zuviel dummes Zeug in ihrem kleinen Wahn.
Vom Wahn haben sie auf Tanna auch weitere lustige Ausprägungen in Form von Kulten. Zum Beispiel der Jon Frum Cargo Cult, bei dem die Anhänger auf Konsumgüter wie Radios und Kühlschränke warten, die ein gestrandeter Soldat vor dem Zweiten Weltkrieg versprach. Er lehnte die christlichen Vorschriften, dass Vielweiberei und Menschenfresserei von nun an plötzlich verboten sein sollen, ab und versprach ein besseres Leben durch diese amerikanischen Güter, die mit einem großen Frachtschiff eintreffen sollten. Dafür haben die Anhänger dann einen eigenen Anleger gebaut und falls doch kein Schiff kommen sollte, haben sie vorsichtshalber eine extra Landebahn für Transportflugzeuge gebaut. Seitdem treffen sich die Anhänger täglich und beten und singen, damit das Zeug nun endlich kommt. Ein anderer Kult verehrt übrigens Prince Philipp, den Mann von Elisabeth II. – warum weiß ich nicht, aber vor ein paar Jahren empfing er sogar eine Delegation von fünf Dorf-Oberhäuptern bzw. Häuptlingen. Vielleicht liegt das aber doch alles nur am Kava…
Oder an den Dämpfen des zugänglichsten aktiven Vulkans der Welt. Selbst Stunden und gar zwei Tage später hat man noch teilweise einen leichten Schwefelgeschmack in der Kehle.

heiße Liebesbriefe können hier eingeworfen werden
Ist man erstmal durch die Mondlandschaft vor dem Vulkan hoch zum Krater mit seinen sehenswerten Klohäuschen und dem weltweit einzigen aktiven Briefkasten auf einem aktiven Vulkan gelangt, erwarten einen Ascheregen und mächtige gut hör- und spürbare Eruptionen. Auf ging’s zu einem Aussichtspunkt, den die Führer auserkoren hatten. Schon fast oben angekommen, schleuderte eine mächtige Eruption einige Brocken nach oben. Und kurz drauf kam ein glühender Brocken mit lautem Sirren wie von einer Mörsergranate auf uns zu. Klang wie im Krieg, nur dass der Brocken nicht explodierte, sondern nur dumpf auf dem Boden aufschlug – ca. 70m von uns entfernt. Von einem anderen Aussichtspunkt war dann der Blick in den Krater mit der glühenden Magmamasse nicht nur wegen der Dämpfe und der Asche atemberaubend. Geniales Schauspiel.

da fliegen Dir die Fetzen um die Ohren
Entspannter geht’s da auf der Insel Espiritu Santo zu. Hier gönnen sich fast alle Marktfrauen gerne mal ein kleines Nickerchen unter dem Verkaufstresen.

Soviel Arbeit macht müde…
Und beim Schnorcheln könnte man stundenlang dem Treiben der Nemos rund um die Korallen zuschauen, wenn einen die ordentliche Strömung nicht wegtreiben würde. Sie treibt einen nicht ganz bis nach Efaté zurück, aber wenn, dann könnte man dort gleich beim einzigen Unterwasser-Postamt der Welt eine entsprechende wasserfeste Postkarte abstempeln lassen und wegschicken.