Road to Mandalay

Nach der Fahrt mit dem Luxusbus, war ich sehr entspannt. Auch wenn sie eine knappe Stunde länger dauerte als gedacht. Zehn Minuten vor Erreichen des Busbahnhofs bogen wir nämlich plötzlich in die Prärie ab und luden in einem kleinen Dörfchen die 80 Styropor-Kisten aus, die sie in Yangon sieben Stunden zuvor verladen hatten. Als ich dann sah, dass es Kühlkisten mit Krebsen waren, war ich doch sehr froh, dass im Laderaum kein Platz mehr für meinen Rucksack war, dafür aber auf den hinteren Sitzbänken sehr wohl noch. Ich wäre wohl für einige Woche vom Geruch her als Fischer auf Landgang durchgegangen.

Nach der Fahrt mit dem Mopedtaxi in die Stadt war ich nicht mehr so arg entspannt. Sein Versuch, meinen großen Rucksack zwischen seinen Beinen zu transportieren endete erstmal im nächsten Kleinlaster. Also den kleinen zwischen seine Füße, meinen Großen auf meinen Rücken und dann ab ins Straßen-Chaos. Zum Glück gab’s wenigstens stadteinwärts ein paar Ampeln. Denn ansonsten funktioniert der Verkehr im Zentrum ohne Ampeln, dafür gemäß Recht des Stärkeren. Fahren mehrere Fahrzeuge auf eine Kreuzung zu, funktioniert das recht gut wie folgt: Laut hupen und der Größte darf als erster durch.

gut beschützt auf dem Mopedtaxi

gut beschützt auf dem Mopedtaxi

Ein Mönch als Sozius auf dem Mopedtaxi bringt selbst in einem buddhistischen Land keinerlei Bonuspunkte. Ochsenkarren kommen in der Regel noch vor Rikschafahrern.

da geht schon noch was drauf

da geht schon noch was drauf

Auch massive Überladung trotz mangelhafter Bremsen bringt nur bedingt was, man muss nur öfter hupen. Vier Leute auf der Vespa sind gleichberechtigt mit einem Fahrer, auch wenn letzteres nur sehr selten vorkommt. Zuletzt in der Reihenfolge kommt einer, der sonst nur in deutschen Führerscheinprüfungen vorkommt – der Mann mit Handkarren. Ich als kleiner Fußgänger muss gut aufpassen und durch kleine Schlupflöcher aller anderen Verkehrteilnehmer durchhuschen. Und das sogar, als ich einen blinden, gebrechlichen Mann im Dunkeln über die Straße führte.

Mandalay überfordert einen, wenn man aus „untouristischeren“ Ecken wie Yangon oder Ngwe Saung kommt. Überall bieten Dir Fahrer und Führer ihre Dienste an. Auch bei den Hotels merkt man, dass sie sich nicht sonderlich um Kundschaft und deren Zufriedenheit kümmern müssen. Aber auch hier sind sie ansonsten überaus freundlich – und arbeitsam in der Stadt des Kunsthandwerks.

mit viel Schweiß zu Gold – nicht nur bei Spitzensportlern

In einem höchst aufwändigen Prozess stellen sie z. B. Blattgold her. En kleiner Barren Gold wird zunächst mit einem drei kg schweren Hammer eine halbe tunde breit geklopft. Im zweiten Durchgang wird es – zwischen extremst aufwändig hergestelltem Bambuspapier und Hirschleder eingeklemmt – eine weitere Stunde geschlagen. In einem dritten Prozess wird es während fünf Stunden platt geklopft bis es zum Schluss nur noch einen tausendstel Millimeter dick ist und zu ca. 2.400 Blättchen Gold zurecht geschnitten wird. Die Zeit wird mit einer Kokosnuss gemessen, die ein kleines Loch hat. Nach exakt drei Minuten ist sie voll gelaufen und wird ausgeleert. Die Hämmerer klopfen im Schichtbetrieb jeweils eine Stunde, dann 15 Minuten Pause, dann wieder eine Stunde hämmern. Das Endprodukt kann man dann entweder auf sein Essen tun (in Berlin gibt’s ja sogar eine Curry-Wurst mit Blattgold und Champagner) oder aber auf den Buddha in der Mahamuni-Pagode ein paar Straßen weiter kleben.

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Fußball-Rastellis im Ring

Das tun die Gläubigen so ausführlich, dass die Figur immer dicker wird und seine Form verliert. In Kürze wird er an manchen Stellen schon einen halben Meter dicker sein als ursprünglich. Frauen dürfen allerdings kein Gold anheften sondern nur zugucken. Zuschauen dürften sie nebenan, wo die Männer im Kreis laufen und den Rattanball möglichst artistisch in der Luft halten müssen – tun sie aber nicht. Dafür sind jede Menge Mönche unter den begeisterten Zuschauern dieses von einer Jury bewerteten und von einer Trommel- und Gong-Band begleiteten Sportspektakels.

Spektakel der anderen Art bieten die Myanmarer generell bei ihren Heiligtümern. Die überdachten Aufgänge zu den Pagoden auf dem Mandalay Hill sind genauso wie die Gänge zu anderen religiösen Stätten mit unzähligen Nippes-Ständen und Cola aus Kühltruhen verkaufenden Marktfrauen gesäumt. Das wäre ungefähr so, wie wenn man vom Rhein her mehrere lange Zugänge zum Kölner Dom bauen würde, wo man neben Kölsch, auch noch ein paar FC-Fan-Utensilien, ein paar schlaue Sprüche, T-Shirts, Blumenvasen und Angry-Birds-Figürchen kaufen kann. Halt alles, was man in einer Kirche so braucht.

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