Jetzt beginnt die Zeit, in der wir öfter mal unser Fähnchen in den Wind hängen. Und zwar bei jedem Grenzwechsel das entsprechende. Soviel Zeit muss sein…
Und spätestens ab Rijeka in Kroatien stiegen die Temperaturen. Außentemperatur, vollgepackter Innenraum und durch Pannen bedingte Adrenalin-Hitzewallungen. Noch innerhalb der ersten 1000 km haben wir es tatsächlich geschafft, das erste Auto zu malträtieren bis der Onkel Doktor kommen musste. Die Niveau-Regulierung – die vom Mercedes, nicht das Niveau im Innenraum, das sich schon lange verabschiedet hat – hat den Geist aufgegeben und hat uns den ersten Besuch bei der Werkstatt beschert. Die Hydraulikleitung war leider auf ganzer Linie zu nah am Rosten und hat sich mit einer fröhlichen Öl-Fontäne verabschiedet. Hat uns drei wertvolle Stunden und zwei Stuttgarter Hofbräu für den freundlichen kroatischen Mechaniker aus Nürnberg gekostet. Der konnte eh’ nur feststellen, dass Dr. Ralf die Leitung perfekt amputiert hatte und wir versuchen sollen, ohne Niveau-Regulierung die restlichen 6000 km zu überleben.
Der Schreck und die Temperaturen hätten eigentlich zu einem bayerischen Grundnahrungsmittel eingeladen, aber dafür hatten wir noch zuviel Strecke vor uns. Aber immerhin wissen wir jetzt, warum die Bayern von Bier als Grundnahrungsmittel sprechen. Das haben sie von den Spaniern in Kroatien gelernt. Hier heißt schließlich eine Biermarke „Pan“ und Brot ist nun mal Grundnahrungsmittel.
Nach nächtlichem Trip durch die paar Kilometer Bosnien-Herzegowina haben wir nach den kläglichen drei Stunden Schlaf im Auto dann den bescheidenen Meerzugang der Bosnier entdeckt – auf der Karte. Denn das bloße Auge gaukelt einem vor, dass es sich um einen Binnensee mit kleinem Inselchen in der Mitte handelt. Aber immerhin teilen sie nicht das Schicksal der Bolivianer, die in einer aufgrund des Nationalfeiertags durchgezechten Nacht nicht gemerkt hatten, dass sie von Peru überfallen wurden und so den Meereszugang verloren haben. Und seitdem dümpelt ihre Marine auf dem Titcaca-See.
Mehr Durchblick haben die Montenegriner zum Teil auch nicht. Zumindest im Tunnel mit einer solch miserablen Entlüftung, dass man vor lauter Abgasen selbst mit Nebelscheinwerfer nichts sieht. Auch außerhalb es Tunnels scheinen manche etwas benebelt. So kamen wir auch in den Genuss unseres ersten „Unfalls“. Ein US-Amerikanischer Rückwärtsfahrer rollte gemütlich in die Seite unseres Feuerwehr-Autos. Kein Respekt mehr vor dem Blaulicht…
Wäre da die Polizei gekommen, hätten sie wahrscheinlich von beiden Parteien mehr abgesahnt als die Kiste wert ist. Immerhin haben wir keine Geschwindigkeits-Knöllchen in Montenegro bekommen wie das Team Getriebesand, das auch zu unserem Kinderheim nach Elbasan gefahren ist. Für den rasant ausgedruckten 3-km/h-zu-schnell-Beleg aus der Radarpistole wollte der Polizist glatt 120,-€, bei schwarzer Bar-Zahlung ging es wenigstens auf 25,-€ runter. Da war die Abzocke an der Grenze unseres Mannes in schicker Uniform und dicker Pistole noch human. Für 5,-€ spontan eine neue Versicherung für den Anhänger – deutsche Versicherungen genießen anscheinend nicht mehr den besten Ruf in der Welt – und jeweils ein Marken-T-Shirt von jedem anderen Auto haben uns recht günstig über die Grenze gebracht.