Tasmanien – Tod und Teufel

In Tasmanien ist alles scheinbar noch ein bisschen relaxter als im Rest Australiens. Vielleicht liegt’s daran, dass sie ihr Schicksal schon immer so nehmen mussten, wie es war – hart und alternativlos. Obwohl das nicht ganz stimmt – die Alternativen der Mehrzahl der ersten Einwohner waren 7, 14, 21 Jahre oder lebenslänglich.

Denn die Einwohner waren bis auf wenige Siedler und Soldaten nahezu ausschließlich englische und irische Straftäter, die für Vergehen wie z. B. ein paar Stiefel zu klauen, 14 Jahre Haft auf der Gefangeneninsel Tasmanien erhielten und ans Ende der Welt verschifft wurden. Die ganze Insel war ein großes Gefängnis und besonders schwer waren die Jungs in Port Arthur, das das Bestrafungslager der Insel war. Hier herrschten unmenschliche Zustände von Isolationshaft über körperliche Ausbeutung bis hin zu anderen seelischen Grausamkeiten. Gepaart mit dem im Sommer ständig zwischen bullig heiß und pinguinig kalt wechselnden Wetter, führte das wohl zu einer sehr relaxten Haltung der Einwohner. Vielleicht führte das auch zu so lustigen Straßennamen wie „Smith and Others Rd.“ oder „Murderous Gully Rd“.

Der Tod begegnet einem nicht nur beim Straßennamen, sondern auch am Straßenrand. Hier kann der geneigte Biologe umfassende Feldstudien der heimischen Fauna vornehmen. Von Wallabies, über Schlangen und Vögel bis hin zu endemischen Arten wie Eastern Quoll und Tasmanischen Teufeln.

Tasmanischer Teufel

Vorsicht – bissiger Teufel

Die Teufel sind eigentlich ganz possierliche Tierchen, die ihr fleischfressendes Maul aber ganz schön weit aufreißen und mit den Zähnen fletschen. Leider sind sie aufgrund einer durch Speichel übertragenen Krebsart inzwischen stark vom Aussterben bedroht. Ein Schicksal, wie es den Tasmanischen Tiger schon ereilt hat.

Vielleicht sieht man auch den Teufel bald nur noch in Form eines zurechtgestutzten Buchsbäumchens, wie man sie hier nach guter alter englischer Tradition auf dem englischen Rasen pflegt. Sehr lustig sehen daneben dann die Weihnachtsmänner mit Surfbrett unter dem Arm aus, die zu dieser Jahreszeit gerne neben lichtergeschmückten Rentieren aller Art bei sommerlichen Temperaturen im Garten stehen. Als Rentiere werden sogar Stadtbusse „verkleidet“, denen man nicht nur Rudolfs Rote Nase dranklebt, sondern die auch noch von einem richtigen Weihnachtsmann gefahren werden.

Weihnachtsbus

Platz da – hier kommt der Weihnachtsmann

Auch andere Gefährte kann man in Tasmanien entdecken –

Herbie

Herbie – der rasende Käfer ist jetzt in Australien

ob Disney’s Herbie der Rasende Käfer auf der Straße oder einen mit einer Art aufgeblasenen Schwimmflügeln und Schwimmreifen gepolsterten Porsche Carrera im abgefahrensten Museum, in dem ich jemals war. Das Museum of Old and New Art (MONA) kombiniert in einer faszinierenden Weise Moderne Kunst mit unglaublich kreativ und modern ausgestellten antiken Stücken. Das Ganze in einem unterirdischen und verschachtelten Gebäude samt Tennisplatz als Eingangsbereich und eigenem Weinberg und Mikro-Brauerei. Hier soll Kunst nicht trocken sein, sondern man wird herzlich eingeladen, sich zu betrinken. Fantastisches Museumskonzept – nicht nur wegen der Sauferei… Hat man sich dann per Leberzirrhose hingerafft, kann man hier sogar für umgerechnet knapp 49.000,-€ seine letzte Ruhe finden – das MONA bietet die Ewigkeits-Mitgliedschaft an, bei der die Urne des Verblichenen ins Museum integriert wird.

Betrinken kann man sich auch auf dem samstäglichen Salamanca Market in Hobart, bei dem es auch unglaublich schönes und überraschendes Kunsthandwerk zu kaufen gibt. Wie das wiederum zu den deprimierenden „Kindheitsjahren“ der Insel passt, ist genauso rätselhaft, wie die Tatsache, dass hier in jedem Motel der Toaster schon nach einem Toastgang den Rauchmelder auslöst oder dass unglaublich viele tasmanische Orte nach Schweizer Orten benannt wurden. Man kann bequem aus dem Engadin nach Interlaken oder Grindelwald fahren.

Wombat in Tasmanien

Wombats haben’s ganz gemütlich

Rundherum und mittendurch – Verkehr in Sri Lanka

Alles geht ein bisschen gemächlicher zu in Sri Lanka. Der Zug zuckelt mit offenen Zugtüren langsam und gemütlich direkt am Ozean entlang, die TukTuks hupen wirklich nur wenn’s nötig ist und eine Busfahrt von 130 km kann auch mal sechs Stunden dauern. Vor allem, wenn die dicke Mutti schnell mal was in einem Haus machen muss und nach zehn Minuten völlig entspannt in den Bus mit seinen wartenden – und nicht darüber meckernden – Passagieren zurückschlendert. Dann geht’s weiter durch Baustellen, vor denen man eine Viertelstunde wartet bis zur kleinen Snack-Pause mit olfaktorischem Genuss-Pinkeln in einer Art Open-Air-Restaurant. Und nicht zu vergessen, dass die meisten Passagiere zu faul sind, die zwanzig Meter zu den anderen Wartenden zu laufen, so dass der Bus alle Nase lang anhält. Bei der Geschwindigkeit könnte der neugierige Affe auf dem Außenspiegel auch glatt mit in den nächsten Ort fahren.

Affe auf Bus-Außenspiegel

Bus-surfender Affe

 

Wenn man Glück hat, wird der Bus sogar gewechselt, wenn er ein Problem hat. Ich war sehr froh, als der barfüßige Fahrer nach diversen Versuchen, seine Kupplung in Gang zu kriegen, doch rief, man solle in den anderen Bus umsteigen. Leider war der viel kleiner und es passten nur alle übereinandergestapelt rein. Aber auch das schien niemanden großartig zu stören. Wenigstens hatte er Sitze. Ich bin auch mit einem „Bus“ gefahren, der außer der letzten Bank keinerlei Sitze hatte. Die Bank war leider vom Regenwasser so durchnässt, dass man besser gleich im Stehen das Panorama der Teeplantagen genoss.

Dass sie auch schneller können, beweisen die Fahrer entlang der Küste – viele von ihnen barfuß das Gaspedal penetrierend. Die machen den Elchtest und schaffen es tatsächlich, die Kiste trotz atemberaubender Schief-Kurvenlage, aufrecht zu halten. Vielleicht liegt’s an der flotten Musik, die eine Mischung aus indisch und karibisch ist und deren heimliche Konzertmitschnitt-Videos in jedem Bus an der Küste laufen. Zu dieser Jahreszeit inklusive indo-karibischer Versionen bekannter Weihnachtslieder. Wie die buddhistischen Mönche – für die in jedem Bus die ersten beiden Sitze hinter dem Fahrer reserviert sind – das finden, kann ich nicht sagen. Aber vielleicht ist es ihnen egal, da sie ja Buddhas Beistand oberhalb des Fahrers haben. Denn da waren sie wieder, die in Myanmar schon so beliebten Buddha-Figuren mit blinkenden LED-Leuchten drumherum.

Besondere Verkehrsteilnehmer erinnern mich an meine Kindheit: mobile Brotverkäufer, von denen jeder seine eigene Melodie spielt – so wie Du als Kind immer wusstest, dass der Eismann kommt. Nur dass es kein Glöckchen ist, sondern z. B. „Pour Elise“ oder eine Melodie aus dem Film „Kill Bill“. Morgens um 6:00 kannst Du aber eigentlich auf beides verzichten.

Lokomotive in Kandy

wie in guten alten Zeiten…

Auch bei der Bahn erinnert vieles an früher. Die kleinen Karton-Fahrkarten mit Präge-Datumsstempel, die Loks, die Bahnhöfe und auch die Anzeigen der Züge und Gleise verzichten auf jeglichen modernen, elektronischen Anzeigequatsch. Nachdem nur wenige Züge auf den zwei Strecken – eine vom Süden in den Westen immer an den Wellen entlang, die andere quer durch die Tee-bepflanzten Hügel des kühleren Hochlands – fahren, kann man das auch gut per Handarbeit und ein paar hölzernen Tafeln erledigen.

Zug-Anzeigetafel in Galle

Zuganzeigen mal nicht zu modern…

Warum fast jeder Bahnhof an der Küste ein Aquarium am Bahnsteig stehen hat, habe ich noch nicht herausgefunden. Vielleicht hat es einen ähnlichen Grund, warum fast alle kleinen Läden entlang der Straßen im Binnenland aufgeblasene Schwimmreifen feilbieten…?

Aquarium auf dem Bahnhof in Sri Lanka

Was machen die Fische im Bahnhof…?

Viel Abwarten und Tee trinken – von Kandy nach Haputale

Galerie

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Auf wilden Wegen kann man von der Küste hoch nach Kandy fahren – der zweitgrößten Stadt Sri Lankas, von deren Größen-Meriten man allerdings kaum was merkt. Ein See und drumrum ein paar Straßen reichen schon aus, um die zweitgrößte Stadt … Weiterlesen

Mirissa – Erholung im Sri Lankischen Paradies

Bahnhofsuhr Colombo

Rund um die Uhr Ruhe und Erholung

In Sri Lanka gehen die Uhren anders als in (Nord)-Indien. Nicht nur, dass meine eh’ schon kurze Nacht im Flieger von einem übereifrig eine halbe Stunde zu früh landenden Piloten schon um 3:45 Uhr auf Colombo’schem Boden endete. Nein, alles ist anders, wenn man gerade aus z. B. Delhi kommt. Die Leute lächeln Dich an, kaum einer will Dich übers Ohr hauen sondern gibt ehrliche richtige Antworten, es liegt kein Müll und Scheiße auf der Straße, es hupt kaum jemand und am Fahrkartenschalter des Bahnhofs muss man nicht anstehen.

Zugfahrkarten kaufen ist auch keine hochkomplexe und langwierige Angelegenheit wie in Indien, sondern man bekommt kleine Kartontickets mit Prägestempel wie ich sie noch aus meiner Kindheit von der Deutschen Bundesbahn kenne.

Stromrechnungs-Brötchen

günstige Brötchen in teurer Verpackung

Du kannst Deinen ersten Tag in Sri Lanka kaum besser beginnen als mit einem scharfen Gebäckstück aus der aus der letzten Stromrechnung selbstgebastelten Brötchentüte, das Dir fast den Gaumen wegbrennt. Die Sri Lankische Küche ist angeblich noch schärfer als die indische. Da hilft es kaum, auf der ganzen Fahrt die erfrischenden Wellen des Ozeans praktisch bis an die offene Zugtür gespült zu bekommen.

Zug mit Meerblick

Die Wellen spülen fast die Kakerlaken aus dem Waggon

Die offenen Türen sind äußerst praktisch, wenn man beim eh’ sehr langsam fahrenden Zug bemerkt, dass Dein Zielort gerade hinter Dir lag, aber der Zug nicht im Bahnhof angehalten hat, sondern ein paar Meter dahinter. Also Rucksack geschnappt und wie ein alter Landstreicher aus dem rollenden Zug auf die Gleise gesprungen.

Der Sprung lohnt sich, wenn das Ziel Mirissa heißt. Schöner entspannter kleiner Ort mit schönem Strand, lecker Fisch und gefährlichem Arrack – einem Branntwein aus Kokosnuss. Hier ranken sich die Lichterketten an den Palmen empor, aus den Boxen aller Strandbars dröhnt Reggae und zwischen den für’s Abendessen ausgestellten Fischen auf Eis spielen die Rastamänner Cricket. Wunderbar entspanntes Leben.

Postamt in Mirissa

der stumme Postbeamte

Sogar die Postbeamten scheinen sich ein entspanntes Leben zu gönnen: Schalterstunden sucht man bei diesem Post Office vergeblich… Vielleicht sitzen sie ja auf den für diese Region typischen Pfosten im Wasser und fischen den Ozean leer. Da musst Du echt die Ruhe weg haben, um stundenlang auf so einem Pfahl zu sitzen. Immerhin kann man auch Geschwindigkeit erleben und mit den Sebastian-Vettel-Fanclub-Busfahrern die Region erkunden. Die fahren fast alle barfuß und weil wahrscheinlich das Bremspedal irgendwie zwickt, lassen sie den Fuß lieber auf dem Gas.

Pfahlsitzende Angler

Nur nicht einnicken beim Angeln…

Wenn’s dann doch mal ein bisschen Kultur sein darf. Jede Menge liegende Buddhas in Mulkirigalla, ein verschlafener Tempel mit reinlichen Mönchen in Matara oder ein altes holländische Fort in Galle bieten ein bisschen Abwechslung vom Strandgefaulenze.

reinlicher Mönch beim Waschtag

definitiv kein Fall für den Weißen Riesen

Delhi und Taj Mahal – nur einen Augenblick entfernt

In Deutschland würde man sich kaum an einem Tag insgesamt acht Stunden in den Zug setzen, um dann für ein paar Stündchen ein großes Mausoleum anzuschauen.

Taj Mahal

passt auch in ein Türchen

Hier ist es ein normaler Tagesausflug, da Du gewohnt bist, Dich für mehrere Stunden in vollen und lauten Zügen rumzutreiben. Und nachdem jeder unterwegs meinte, Agra lohne sich nicht zur Übernachtung, bin ich halt gleich nach Delhi gefahren.

Aus der Wüste kommend, trifft Dich Delhi wie ein Hammerschlag. Warst Du vorher nur Kamele und Ziegen und ein paar Menschen gewohnt, findest Du hier unendlich viele – meistens Dir irgendwas andrehen wollende – Menschen. Noch nicht mal Kühe wie sonst in Indien, denn die haben sie hier aus dem Stadtzentrum verbannt. Wahrscheinlich, damit Dir die Händler und Rikshawfahrer ohne „Rindernisse“ auf die Pelle rücken können. Zumindest in der Theorie lernen sie sogar, dass man sich gesittet anstellen soll: Das Schild besagt, dass man Verletzungen vermeiden kann, wenn man sich anständig hintereinander in den Bus begibt.

Regeln für die Bus-Schlange

brav anstellen und du bleibst gesund

Ich glaube, keiner der 1,3 Milliarden Inder hat jemals dieses Schild gesehen. Womöglich, weil es vor einem Verkehrsübungsplatz (!) steht. Eine solche Erfindung finden Inder wahrscheinlich noch absurder, als die Vorstellung, dass jemals eine Kuh mit einer ihrer neulich gestarteten Marsraketen auf eben diesem Planeten landen könnte.

Früh morgens um 5:45 habe ich dann doch eine illegale Kuh in den Straßen von Delhi gesehen, als ich mich auf den Weg nach Agra gemacht habe. Wenn Du das völlig überteuerte Ausländerticket kaufst, bekommst Du immerhin einen halben Liter Wasser und Schuh-Überzieher geschenkt – und darfst an den Schlangen der Inder vorbei zum Sicherheitscheck und ins Taj Mahal selbst.

Regeln für die Bus-Schlange

o.k., die Schlange war drinnen – aber einfach schöner als die draußen

Immerhin hat hier mal einer intensiv in meinen Rucksack geschaut. Nicht so, wie in Jodhpur als ich meinen Rucksack zur Kontrolle abgegeben hatte und erstaunt feststellen musste, dass sie nicht reinschaute, sondern den Flughafen-Hand-Metall-Detektor draußen dran hielten und mir den Rucksack nach ordentlichem Piepsen wiedergaben. Sprengstoffsuche auf indisch… So wie eigentlich 98% aller Security-Checks ablaufen. Aber man hat ja kontrolliert – und zwar überall.

Auch bei der U-Bahn wird in Delhi fleißig das Piepsen ignoriert und auf den Röntgen-Bildschirmen schauen sie sich wahrscheinlich Bollywood-Filme an. Denn auch hier machen die Kontrollen wenig Sinn, denn zumindest Messer, Flüssigkeiten und sonstiges werden ignoriert. Aber dafür darf man in der U-Bahn von Delhi kein Gepäck über 15kg mitnehmen… Das gilt glücklicherweise nicht für die nagelneue Express-Bahn zum Flughafen. Beeilen muss man sich nicht zu seinem Flieger. Denn ins Flughafen-Gebäude darfst Du erst drei Stunden vor Deinem Flug rein. Und von der Warte-Lounge kommst Du mit einem Aufzug ins Nichts: Tür geht auf und die einzige Tür, in die man gehen könnte, ist mit Zahlencode gesichert. Blöd, wenn man eigentlich dringend aufs Klo muss. Einfach wieder hoch, den Nachbar-Aufzug nehmen und siehe da – man kommt zu den Restaurants. Wichtig: zum Pinkeln Deinen Pass mitnehmen, sonst kommst Du nicht wieder zu Deinem Gepäck in der Warte-Lounge zurück. Das nehmen sie dann wieder sehr ernst…

Und hier einfach zum Abschluss von Indien noch ein schönes Bild, das hier zwar nicht her passt, aber was mal wieder zeigt, dass kaum einer hier deutsch versteht. Sonst würde dieses Hotel wohl kaum so heißen. Zumindest hält sich wahrscheinlich die deutschsprachige Gästezahl in sehr überschaubaren Grenzen.

Hotel Viren in Delhi

viele Mitschläfer in Deinem Zimmer…?

Die bunten Städte Rajasthans – und der größte Kamelmarkt

Galerie

Diese Galerie enthält 20 Fotos.

Ob weiß, blau, pink oder gold. In Rajasthan bekommt jede Stadt seine Farbe. Udaipur ist z. B. weiß. Vielleicht wegen des Luxushotels, zu dem man seit den Anschlägen von Mumbai als Nicht-Gast nicht mehr kommt. Und das, wo man so … Weiterlesen

Tierischer Verkehr in Indien

Dass einem Elefanten auf der Straße entgegenkommen, ist mir ja seit Nepal nichts Neues.

Ziege im Bus

Verkauf von ganz frischer Ziegenmilch im Bus

 

Auch, dass gelegentlich Tiere wie Ziegen, Hühner & Co mit im Bus sind und den Kopf auf Deinen Schoß betten ist nicht wirklich neu. Kamelkarren in der Großstadt, Miniaturesel als Müllabfuhr und natürlich rumliegende Kühe als Verkehrsinsel runden dagegen das Bild noch ab. Und wenn man sich so manchen Verkehrsteilnehmer auf zwei Rädern anschaut, könnte man meinen, dass hier jeder Affe ein Motorrad fahren darf.

Affe auf Vespa

da wundert einen nichts mehr im Straßenverkehr

Motorräder oder Vespas haben den großen Vorteil, dass man ohne jegliches Beachten von roten Ampeln, Fahrtrichtungen oder Verkehrspolizisten mit Vollgas in einen Kreisel fährt und dabei trotzdem aufgrund der Wendigkeit nicht wie die vielen Hunde plattgefahren auf dem Asphalt landet. Busse fahren übrigens auf der quasi Autobahn auch gerne mal ein Stück gegen die Fahrtrichtung, wenn der „Rasthof“, bei dem der Fahrer die Provision für den Mittagessen-Stopp kassiert, gerade auf der falschen Seite liegt. Und trotzdem habe ich keinerlei Unfall gesehen.
Aber ich habe tatsächlich irgendwo auch Ampeln gesehen. Die haben auch rot angezeigt, aber natürlich hat es niemanden interessiert. Genauso wenig, wie es die Mopedfahrer interessiert, was denn der Verkehrspolizist in der Mitte der Kreuzung anzeigt.

Auto-Rikshaw Ahmedabad

Im Schneidersitz kann man auch Rikshaw fahren

Diszipliniert wird so lange gewartet, bis die Masse denkt, dass es jetzt dann doch Zeit wird zu fahren und losfährt. Der Verkehrspolizist reagiert dann mit ca. zwei Sekunden Verspätung und gibt diese Richtung dann aufgezwungenermaßen frei. Dabei wird auch fast alles auf dem Moped transportiert. Ob Bürostühle auf dem Kopf, senkrecht gestellte Leitern oder ganze große Fensterglas-Platten, alles kommt sicher an in diesem geordneten Chaos.

Zugfahren in die indische Wüste

kein Gefangenentransport in die Wüste – normale Zugfahrt in die Wüste

Zugfahren hat auch was Archaisches und Anarchisches. Zumindest in der Sleeper-Class, wo man nicht wie im Klimaanlagen-Wagen halbwegs saubere Liegen, Bettwäsche und keine Händler hat. Dort tummeln sich ganz viele Leute und meistens auch mehr, als dort sitzen bzw. liegen sollten. Können tun sie es aber. Dann legt man sich einfach in die Kniekehlen der Touristen, die mit angewinkelten Beinen auf der Pritsche liegen, weil sie zu lang für indische Zugbetten sind und ständig irgendjemand im Gang gegen die Füße stößt. Oder man legt sich einfach zwischen die sich gegenüberliegenden Bänke. Gelegentlich gibt’s hand- und faustfesten Streit und Geschrei, und anscheinend geht’s auch mal weiter – was ich leider nicht persönlich gesehen, aber erzählt bekommen habe: Als jemand zu arg gedrängelt hat – so was gibt’s tatsächlich auch bei Indern – wurde er im handfesten Streit von der Masse einfach waagerecht aus dem einzig unvergitterten Fenster auf den Bahnsteig geworfen.

Kuh auf Bahnsteig

Da steht ’ne Kuh auf’m Flur….

Da hat die Kuh auf dem Bahnsteig wahrscheinlich noch ein bisschen dümmer drein geschaut, als sie es eh’ oft machen.
Wem nun angesichts solcher Verhältnisse der Angstschweiß auf die Stirn tritt, kann sich aufs stille Örtchen zurückziehen und sich von der modernen Ablufttechnik vor Ort etwas abkühlen lassen.

Ventilator-Klo

Eine starke Brise gegen das laue Lüftchen

Schweißperlen kann einem auch das Buchungssystem mit sieben verschiedenen Klassen verursachen, wenn man denn überhaupt zum Schalter kommt. Die bittere Armut sorgt dafür, dass man vor allem früh morgens kaum über den Bahnhofsvorplatz laufen kann, weil er komplett voll mit schlafenden Menschen ist.

Zugklo in Indien

bei dieser „Insellösung“ könnten die Füße sogar trocken bleiben

Warum die Menschen bevorzugt IM Bahnhof aufs Zugklo gehen, bleibt mir weiter ein Rätsel. Vielleicht weil es nicht so schaukelt und man besser genau das Loch trifft und sich dann vielleicht seinen Haufen mit voller Stolz anschauen kann. Wenn nicht die Ratten schneller sind. Wobei… irgendwann kommt tatsächlich auch mal einer mit einem großen Tank und einem Kärcher vorbei und duscht die Ratten, die sich gerade am Haufen vergnügen. Aber dem Geruch am Bahnsteig nach zu urteilen, hatte er die vier Wochen vorher Urlaub…