Der Wind, der einem in Wellington um die Nase bläst, bildet sich in der Cook Straight. Wahrscheinlich wollen sie ihn im Süden loswerden. Das versuchen sie mit dem Regenwetter auch und zum Teil haben sie es schon geschafft. Vor einigen Millionen Jahren hat irgendeiner mal eine natürliche Mauer hochgezogen und seitdem bleibt der Regen an der Gebirgskette hängen und beschert z. B. dem Milford Sound eine jährliche Regenmenge von 7 Metern! Da sind sie im Osten froh drüber und „verschandeln“ praktisch die ganze Landschaft mit Weinbergen. Lecker.
Dort, wo die Natur noch den Kühen, Schafen und Hirschen überlassen und somit für Grillgut und Käse zum Wein gesorgt wird, kämpfen sie um das Überleben der natürlichen Futterquellen. Und so kann man Gespräche führen, die so beginnen: „Ich arbeite im Naturschutz.“ „Was machst Du denn da?“ „Ich töte Possums.“ Nachdem die Viecher zwar wahnsinnig niedlich sind, aber ebenso wie die Hasen Unmengen von Vegetation wegfressen, werden sie gejagt und zu Pelzmützen verarbeit. Ein einträgliches Geschäft für die Jäger und Sammler – sofern letztere davon in sofern profitieren können, dass die Possums nicht ganz plattgefahren rumliegen, weil sie als natürliche „Speedbumps“ genutzt werden.
Nicht so einträglich ist es wohl, heutzutage noch nach Gold zu schürfen. Trotzdem sieht man in Arrowtown gelegentlich Touristen mit Goldwäscher-Pfannen im kalten Fluss stehen. Dabei kann man dort sehen, wie weit man damit kommt, wenn man nur noch Reste-Schürfen darf: Die Ruinen der „Siedlung“ der während des Goldrauschs in den 1860er Jahren ins Land geholten chinesischen Glücksritter zeigt, wie ärmlich sie in dieser kalten Region in einfachen Steinhütten und -höhlen leben mussten. Da geht man heute lieber in eines der ältesten Steinhäuser – den ehemaligen Stallungen– in dem sich heute das Restaurant „The Stables“ befindet und wo man sich das leckere Mac’s Gold reinziehen kann. Flüssiges Hopfen- und Malz-Gold ist deutlich weniger anstrengend.
Anstrengend lieben sie es in der Nachbarstadt Queenstown. Oder besser gesagt, anstrengend und aufregend. Kaum ein jugendlicher Adrenalin-Junkie, der nicht waghalsig mit dem Mountainbike durch den Wald brettert, sich vom Berg stürzt, sich auf von einem Jet-Ski betriebenen Wasserdüsen auf den See stellt oder mit einem künstlichen, auf- und ab-tauchenden Hai-Jet-Ski die Steh-Paddler erschreckt.
Wer es etwas beschaulicher mag, ist auf der Südinsel trotzdem gut aufgehoben – in den Kirchen. Hier gibt’s für alle das passende:
– Kirche mit Seeblick hinter dem Altar
– Freiluftgottesdienste, weil die eigentliche Kirche dem Erdbeben zum Opfer gefallen ist
– Kirchen, die zu einer Bar umfunktioniert wurden
– Kirchen, die endlich mal mitdenken und Kinder ruhigstellen
Ruhiggestellt ist leider auch Christchurch. Das Erdbeben vom 22.02.2011 hat tiefe Wunden in der Stadt hinterlassen und lässt sie manchmal sogar ein bisschen wie eine Geisterstadt erscheinen. Die vielen Parkplätze waren halt vor drei Jahren noch Wohnhäuser. Wenigstens wurde der Sinn für Humor noch nicht begraben. Wenn frau in Ruhe shopen gehen will, kann sie hier ihren Mann in der Männertagesstätte (= Kneipe) abgeben.