Nemo, der heilige Geist und ein zorniger Vulkan – Vanuatus Bewohner sind die glücklichsten Menschen der Welt

Kommt man in Port Vila an, glaubt man es nicht auf Anhieb, dass die Ni-Van einige Male in Folge zu den glücklichsten Menschen der Welt gekürt wurden. Zumindest sagt es so der Lonely Planet. Aber der sagt auch, dass der Besuch der langweiligsten Höhlen, die ich bislang irgendwo gesehen habe, auf der Hauptinsel Efaté ein Muss seien. Immerhin gibt es auf der Insel Asphaltstraßen und Strom, aber zumindest in der Haupt“stadt“ Port Vila war erstmal nicht so viel von lächelnden Menschen zu sehen. Aber wenn man einmal mit einem offenen Buggy um die Insel fährt, bekommt man es dann aber mit. Genauso wie auf der indonesischen Insel Flores winken alle, sitzen entspannt in Grüppchen auf der Straße oder auf Felsen, lachen freundlich, rufen am Straßenrand „five!“ und klatschen Dich im Fahren ab.

Oder sie erklären einem, wie man statt mit einem „fishing net“ mit einer „fishing nut“ sein Abendessen aus dem Meer holt. Man kratzt aus einer Nuss das Innere heraus, legt es ins Wasser, lässt die Fische sich dran gütlich tun – und dann werden sie so dösig, dass man sie per Hand fangen kann. Nur selber essen sollte man die Nuss nicht.

Nussfischer in Vanuatu

Fischen mit Nüssen

Zum dösig werden verwenden die Ni-Van lieber Kava. Ein Zeug, das furchtbar erdig schmecken soll und aus einer Art Pfefferpflanzen-Wurzel gewonnen wird. Je nach Insel wird es unterschiedlich zubereitet. In Tanna, wo es wohl am heftigsten ist, kauen die jungen Männer drauf rum und spucken den so gewonnen Saft dann in einen Pott. Getrunken wird es dann traditionell – nachdem sich die Männer des Dorfes um 15 Uhr zu einer kleinen Versammlung treffen und entscheiden, bei wem sie es denn jetzt trinken – aus einer Kokosnussschale. Frauen sind in vielen Gegenden nicht zugelassen. Aber die können sich freuen, denn die Männer kommen entspannt und mit etwas gelähmter Zunge zurück. So reden sie dann auch nicht zuviel dummes Zeug in ihrem kleinen Wahn.

Vom Wahn haben sie auf Tanna auch weitere lustige Ausprägungen in Form von Kulten. Zum Beispiel der Jon Frum Cargo Cult, bei dem die Anhänger auf Konsumgüter wie Radios und Kühlschränke warten, die ein gestrandeter Soldat vor dem Zweiten Weltkrieg versprach. Er lehnte die christlichen Vorschriften, dass Vielweiberei und Menschenfresserei von nun an plötzlich verboten sein sollen, ab und versprach ein besseres Leben durch diese amerikanischen Güter, die mit einem großen Frachtschiff eintreffen sollten. Dafür haben die Anhänger dann einen eigenen Anleger gebaut und falls doch kein Schiff kommen sollte, haben sie vorsichtshalber eine extra Landebahn für Transportflugzeuge gebaut. Seitdem treffen sich die Anhänger täglich und beten und singen, damit das Zeug nun endlich kommt. Ein anderer Kult verehrt übrigens Prince Philipp, den Mann von Elisabeth II. – warum weiß ich nicht, aber vor ein paar Jahren empfing er sogar eine Delegation von fünf Dorf-Oberhäuptern bzw. Häuptlingen. Vielleicht liegt das aber doch alles nur am Kava…

Oder an den Dämpfen des zugänglichsten aktiven Vulkans der Welt. Selbst Stunden und gar zwei Tage später hat man noch teilweise einen leichten Schwefelgeschmack in der Kehle.

Briefkasten auf aktivem Vulkan

heiße Liebesbriefe können hier eingeworfen werden

Ist man erstmal durch die Mondlandschaft vor dem Vulkan hoch zum Krater mit seinen sehenswerten Klohäuschen und dem weltweit einzigen aktiven Briefkasten auf einem aktiven Vulkan gelangt, erwarten einen Ascheregen und mächtige gut hör- und spürbare Eruptionen. Auf ging’s zu einem Aussichtspunkt, den die Führer auserkoren hatten. Schon fast oben angekommen, schleuderte eine mächtige Eruption einige Brocken nach oben. Und kurz drauf kam ein glühender Brocken mit lautem Sirren wie von einer Mörsergranate auf uns zu. Klang wie im Krieg, nur dass der Brocken nicht explodierte, sondern nur dumpf auf dem Boden aufschlug – ca. 70m von uns entfernt. Von einem anderen Aussichtspunkt war dann der Blick in den Krater mit der glühenden Magmamasse nicht nur wegen der Dämpfe und der Asche atemberaubend. Geniales Schauspiel.

Eruption auf Tanna

da fliegen Dir die Fetzen um die Ohren

Entspannter geht’s da auf der Insel Espiritu Santo zu. Hier gönnen sich fast alle Marktfrauen gerne mal ein kleines Nickerchen unter dem Verkaufstresen.

Nickerchen unterm Obststand

Soviel Arbeit macht müde…

Und beim Schnorcheln könnte man stundenlang dem Treiben der Nemos rund um die Korallen zuschauen, wenn einen die ordentliche Strömung nicht wegtreiben würde. Sie treibt einen nicht ganz bis nach Efaté zurück, aber wenn, dann könnte man dort gleich beim einzigen Unterwasser-Postamt der Welt eine entsprechende wasserfeste Postkarte abstempeln lassen und wegschicken.

Deutsches Brauchtum in Brisbane

Hätte mir vor der Reise jemand gesagt, dass Cricket – obwohl ein Spiel über fünf Tage gehen und trotzdem letztendlich unentschieden enden kann – Spaß macht, hätte ich ihn wahrscheinlich auch für das nächste Kombinationsturnier aus Schach und Hallenhalma angemeldet. Aber ich muss meine Meinung revidieren.

Und das liegt nicht nur an den guten Doppelbock-Bieren aus der Fränkischen Schweiz oder dem Bamberger Aecht Schlenkerla, die man vor dem Spiel gegenüber vom Stadion im Deutschen Turnverein von Brisbane bekommt. Frisch, fromm, fröhlich, frei genießt man hier unter Gedenktafeln der Volkstanzgruppe Alpenrose, sonstigen Turnvater-Jahn-Wappen, Urkunden und Karnevals-Sitzungs-Bildern originale Biere aus Weißenohe, Weltenburg & Co oder auch ein australisches Kölsch – was sie aber doch den Kölnern überlassen sollten.

Volkstanz in Australien

Brauchtum ohne Grenzen seit 1883

Und dann ab ins Stadion, wo es im Gegensatz zu den fünftägigen Test-Matches eher zugeht wie im US-amerikanischen Basketball- oder Eishockeystadion. In letzteres fühlt man sich versetzt, wenn man schnell von der Tribüne geht, um im runtergekühlten Restaurantbereich Bier-Nachschub zu holen. Pyrotechnik, leicht bekleidete Tänzerinnen und ein komisches Maskottchen treiben traditionellen Cricket-Fans beim Big-Bash-Spektakel wahrscheinlich Tränen in die Augen.

Cricket in Brisbane

Cricket-Spektakel beim Big Bash

Die Tränen der großen Flut sind inzwischen getrocknet, aber die Schäden und die Erinnerung daran sind in Brisbane und im Hinterland noch allgegenwärtig. Eine unglaubliche Katastrophe damals.

Stadtstrand in Brisbane

Stadtstrand mit BayWatch Lebensrettern

Aber manchmal holen sie sich das Wasser auch ganz bewusst ans Land. Auf dem ehemaligen Expo-Gelände South Bank haben sie Stadtstrände und Beachclubs direkt am Flussufer, die jeden deutschen Großstadt-Beach-Club zu kleinen Sandkisten macht. Denn hier darf man rund um die Uhr schwimmen gehen, wobei man nachts auf den Rettungsschwimmer verzichten muss. Ob der vor diesem gefährlichen Hai retten könnte, ist natürlich fraglich.

Haie in Brisbane

kleine Haie

Vielleicht hat sich der Kleine das auch nur aus einer der zahlreichen Museen und Galerien gemopst. Da hat er dann unter Umständen den Begriff „Kunst ist frei“ falsch verstanden. Denn hier zahlt man für den Besuch im Museum nichts. Fantastischer Service am Bürger.

Augen auf im australischen Straßenverkehr – sonst kracht’s oder wird’s teuer

Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass sie hier auf der „falschen“ Seite fahren, haben sie kreative Regeln. So werden Verkehrsvergehen in der Zeit zwischen den Jahren in Australien mit doppelten Strafen belegt. Sowohl Bußgelder als auch Punkte werden verdoppelt. Hält die meisten aber doch nicht davon ab, ein bisschen mehr zu trinken. Und das obwohl hier die Busfahrer äußerst höflich sind. Sowohl sie als auch die aussteigenden Fahrgäste bedanken sich gegenseitig und wünschen sich einen schönen Tag. Außerdem sind doch gerade zur heißen Weihnachtszeit so schöne als Weihnachtsschlitten „verkleidete“ Busse unterwegs sind (s. Tasmanien – Tod und Teufel).

Man sieht sowieso allerhand kreatives am Straßenrand. Weihnachtsmänner in Badeshorts und Surfbrett unterm Arm, Power-Nap-Areas, nahezu die gesamte Tierwelt von Tasmanischen Teufeln und Krokodilen über Wombats und Kängurus bis hin zu extravaganteren mobilen Verkehrshindernissen wie Alpacas, Enten und sonstigen komischen Vögeln.

lustiges Vogel-Warnschild in Australien

Spaßvögel am Werk

Vor denen warnen die berühmten gelben Warnschilder – die auf „No Kangaroos in Austria!“-T-Shirts auch ein österreichischer Verkaufsschlager sind. Ein anderes bemerkenswertes Schild, was man trotz aller Kaffeehaus-Kultur in Österreich vergeblich suchen wird ist: „Free Coffee Area“. Man fährt raus und bekommt von Freiwilligen einen kostenlosen Kaffee. Alles um die Fahrer auf den unendlich langen Fahrten vor dem Einschlafen zu bewahren.

Auf diesen Fahrten begegnet man auch allerhand Roadtrains, denen man nicht all zu nahe kommen möchte. Mächtige mehrere Anhänger lange Lastwagen, die an Dir und dem Schild „1.400 km bis zum nächsten Städtchen“ vorbeidonnern. Zum Glück kommen die so selten vor wie ein querlaufender Dingo.

Da lohnt es sich eher den Flieger zu nehmen, auch wenn Airlines wie Jetstar ständig Deinen Flug um bis zu einen Tag vorverlegen oder Dich mitten in der Nacht losschicken wollen. Ausgeglichen wird das durch extrem freundliche und lockere Flugbegleiter, deren Ansagen an Sprachgewandtheit und Witz einigen deutschen Radiomoderatoren deutlich überlegen sind. Und wenn’s dann noch weihnachtet, tauschen sogar die Piloten einmal Ihre Mützen – statt Kapitänsmütze winkt aus dem Cockpit ein fröhlicher Mann mit Weihnachtsmann-Mütze.

Barbie, Beer and Bondi… und noch viel mehr in Sydney

Der Australier liebt seinen Barbie. Ja richtig – seineN. Nämlich den BBQ. Der ersetzt auch gerne mal für ein paar Monate beim Hausumbau die fehlende Küche. Eigentlich braucht man auch keine Küche, denn auf dem Grill kann man alles sehr lecker herzaubern. Sogar traditionelle deutsche Weihnachtsgerichte wie die Weihnachtsgans werden perfekt. Nicht fehlen darf daneben ein Stubbie, eine kleine Flasche Bier. Was braucht man(n) mehr. Vielleicht nur das Meer und viel Geld…

Sydney ist unglaublich reich. Nicht nur finanziell, sondern auch reichlich mit perfekten Stränden gesegnet.

Weihnachtssurfer am Bondi Beach

Weihnachtsmänner reiten nicht nur auf Rentieren

Nicht nur der berühmte Bondi Beach, an dem sogar Weihnachtsmänner surfen gehen, sondern enorm viele andere, die mit den so genannten Traumstränden auf Mauritius locker mithalten können. Zumindest gibt’s hier mehr zu sehen, man kann mitten in der Stadt schnorcheln, hinter Hainetzen den Blick auf die Skyline genießen oder Teil der Reality-TV-Sendung der Lebensretter von Bondi werden.

Bondi Rescue

Kamera ready to go – jetzt muss nur noch einer in Not kommen

Das tun anscheinend leider recht viele Deutsche, die unser Image in der Welt mit dummen Entschuldigungen wie „Ich wusste nicht, dass man im Bereich zwischen den Flaggen schwimmen muss“ nicht gerade aufpolieren. So werden sie dann eben von den Lebensrettern rausgezogen und avancieren zu Fernsehstars einer der beliebtesten Doku-Soaps Australiens.

Immerhin hatten sie dann Glück, gerettet zu werden. Vielleicht hatten sie sich ja vorher in The Rocks die australische Version der glücksbringenden Hasenpfote besorgt. Hier wird nämlich auf Schildern ganz groß angepriesen, dass Känguru-Hoden doppelt so viel Glück bringen wie eine Hasenpfote.

australisches Rumkugeln

outdoor-Kegeln mit Blick auf den Ozean

 

Andere deutsche Sportler müssten sich hier auch ein wenig umgewöhnen. Im Bowling Club spielt man Outdoor, kann nebenan grillen und die Kugeln lassen manchen deutschen Profi-Kegler zweifeln, ob er beim Grillen nicht ein bisschen zu viele Stubbies hatte oder ob die Welt Down Under doch ein bisschen schräg steht. Die Kugeln haben durch ein seitlich gelagertes Gewicht mächtig Schräglage und rollen bewusst etwas krumm und anders.

politisch korrektes Eis

da bleiben die australischen Traditionalisten eiskalt

 

 

Anders ist auch der Umgang mit Namen und Traditionen. Während in Österreich diskutiert wird, ob man Eskimo Eis nicht langsam mal politisch korrekt z. B. in Langnese umbenennen müsste, heißt hier eine Sorte Eis der gleichen Firma schon seit Jahrzehnten Golden Gaytime. Vielleicht gleichen sie mit dem Festhalten an dieser Tradition mangelndes Traditionsbewusstsein auf historischem Gebiet aus. Dort in Kurnell, wo Captain Cook und seine Crew 1770 zum ersten Mal australischen Boden betraten, haben sie zwar einen schmucklosen Gedenkstein und einen Obelisken hingestellt. Es hat sie aber nicht daran gehindert, ringsum eine Ölraffinerie, eine Wasserentsalzungsanlage und ein Stückchen weiter in den Mangrovengesäumten Sanddünen eine Mülldeponie zu erreichten.

Wenigstens halten sie an der Tradition des Weihnachtsbaums fest, der zwar neben der Palme und einem Straßenmusikanten in Badeshorts für deutsche Augen ein bisschen deplatziert wirkt, aber sich trotzdem – vergebens – bemüht, ein bisschen Weihnachtsstimmung aufkommen zu lassen.

Weihnachten mit Straßenmusikant

Bei 35 Grad unterm Weihnachtsbaum

Umso mehr Stimmung kommt an Silvester im Hafen auf. Eine Parade mit beleuchteten Schiffen, ein 9-Uhr-Feurwerk für die Kinder, eins für einfach mal so zwischendrin um halb elf und dann zum Jahreswechsel das fantastische Feuerwerk rund um Oper und Harbour Bridge. Vielleicht eines der Dinge, die man mal gesehen haben muss.

Feuerwerk im Sydney Harbour

so kann das neue Jahr gern kommen…

Tasmanien – Tod und Teufel

In Tasmanien ist alles scheinbar noch ein bisschen relaxter als im Rest Australiens. Vielleicht liegt’s daran, dass sie ihr Schicksal schon immer so nehmen mussten, wie es war – hart und alternativlos. Obwohl das nicht ganz stimmt – die Alternativen der Mehrzahl der ersten Einwohner waren 7, 14, 21 Jahre oder lebenslänglich.

Denn die Einwohner waren bis auf wenige Siedler und Soldaten nahezu ausschließlich englische und irische Straftäter, die für Vergehen wie z. B. ein paar Stiefel zu klauen, 14 Jahre Haft auf der Gefangeneninsel Tasmanien erhielten und ans Ende der Welt verschifft wurden. Die ganze Insel war ein großes Gefängnis und besonders schwer waren die Jungs in Port Arthur, das das Bestrafungslager der Insel war. Hier herrschten unmenschliche Zustände von Isolationshaft über körperliche Ausbeutung bis hin zu anderen seelischen Grausamkeiten. Gepaart mit dem im Sommer ständig zwischen bullig heiß und pinguinig kalt wechselnden Wetter, führte das wohl zu einer sehr relaxten Haltung der Einwohner. Vielleicht führte das auch zu so lustigen Straßennamen wie „Smith and Others Rd.“ oder „Murderous Gully Rd“.

Der Tod begegnet einem nicht nur beim Straßennamen, sondern auch am Straßenrand. Hier kann der geneigte Biologe umfassende Feldstudien der heimischen Fauna vornehmen. Von Wallabies, über Schlangen und Vögel bis hin zu endemischen Arten wie Eastern Quoll und Tasmanischen Teufeln.

Tasmanischer Teufel

Vorsicht – bissiger Teufel

Die Teufel sind eigentlich ganz possierliche Tierchen, die ihr fleischfressendes Maul aber ganz schön weit aufreißen und mit den Zähnen fletschen. Leider sind sie aufgrund einer durch Speichel übertragenen Krebsart inzwischen stark vom Aussterben bedroht. Ein Schicksal, wie es den Tasmanischen Tiger schon ereilt hat.

Vielleicht sieht man auch den Teufel bald nur noch in Form eines zurechtgestutzten Buchsbäumchens, wie man sie hier nach guter alter englischer Tradition auf dem englischen Rasen pflegt. Sehr lustig sehen daneben dann die Weihnachtsmänner mit Surfbrett unter dem Arm aus, die zu dieser Jahreszeit gerne neben lichtergeschmückten Rentieren aller Art bei sommerlichen Temperaturen im Garten stehen. Als Rentiere werden sogar Stadtbusse „verkleidet“, denen man nicht nur Rudolfs Rote Nase dranklebt, sondern die auch noch von einem richtigen Weihnachtsmann gefahren werden.

Weihnachtsbus

Platz da – hier kommt der Weihnachtsmann

Auch andere Gefährte kann man in Tasmanien entdecken –

Herbie

Herbie – der rasende Käfer ist jetzt in Australien

ob Disney’s Herbie der Rasende Käfer auf der Straße oder einen mit einer Art aufgeblasenen Schwimmflügeln und Schwimmreifen gepolsterten Porsche Carrera im abgefahrensten Museum, in dem ich jemals war. Das Museum of Old and New Art (MONA) kombiniert in einer faszinierenden Weise Moderne Kunst mit unglaublich kreativ und modern ausgestellten antiken Stücken. Das Ganze in einem unterirdischen und verschachtelten Gebäude samt Tennisplatz als Eingangsbereich und eigenem Weinberg und Mikro-Brauerei. Hier soll Kunst nicht trocken sein, sondern man wird herzlich eingeladen, sich zu betrinken. Fantastisches Museumskonzept – nicht nur wegen der Sauferei… Hat man sich dann per Leberzirrhose hingerafft, kann man hier sogar für umgerechnet knapp 49.000,-€ seine letzte Ruhe finden – das MONA bietet die Ewigkeits-Mitgliedschaft an, bei der die Urne des Verblichenen ins Museum integriert wird.

Betrinken kann man sich auch auf dem samstäglichen Salamanca Market in Hobart, bei dem es auch unglaublich schönes und überraschendes Kunsthandwerk zu kaufen gibt. Wie das wiederum zu den deprimierenden „Kindheitsjahren“ der Insel passt, ist genauso rätselhaft, wie die Tatsache, dass hier in jedem Motel der Toaster schon nach einem Toastgang den Rauchmelder auslöst oder dass unglaublich viele tasmanische Orte nach Schweizer Orten benannt wurden. Man kann bequem aus dem Engadin nach Interlaken oder Grindelwald fahren.

Wombat in Tasmanien

Wombats haben’s ganz gemütlich

Rundherum und mittendurch – Verkehr in Sri Lanka

Alles geht ein bisschen gemächlicher zu in Sri Lanka. Der Zug zuckelt mit offenen Zugtüren langsam und gemütlich direkt am Ozean entlang, die TukTuks hupen wirklich nur wenn’s nötig ist und eine Busfahrt von 130 km kann auch mal sechs Stunden dauern. Vor allem, wenn die dicke Mutti schnell mal was in einem Haus machen muss und nach zehn Minuten völlig entspannt in den Bus mit seinen wartenden – und nicht darüber meckernden – Passagieren zurückschlendert. Dann geht’s weiter durch Baustellen, vor denen man eine Viertelstunde wartet bis zur kleinen Snack-Pause mit olfaktorischem Genuss-Pinkeln in einer Art Open-Air-Restaurant. Und nicht zu vergessen, dass die meisten Passagiere zu faul sind, die zwanzig Meter zu den anderen Wartenden zu laufen, so dass der Bus alle Nase lang anhält. Bei der Geschwindigkeit könnte der neugierige Affe auf dem Außenspiegel auch glatt mit in den nächsten Ort fahren.

Affe auf Bus-Außenspiegel

Bus-surfender Affe

 

Wenn man Glück hat, wird der Bus sogar gewechselt, wenn er ein Problem hat. Ich war sehr froh, als der barfüßige Fahrer nach diversen Versuchen, seine Kupplung in Gang zu kriegen, doch rief, man solle in den anderen Bus umsteigen. Leider war der viel kleiner und es passten nur alle übereinandergestapelt rein. Aber auch das schien niemanden großartig zu stören. Wenigstens hatte er Sitze. Ich bin auch mit einem „Bus“ gefahren, der außer der letzten Bank keinerlei Sitze hatte. Die Bank war leider vom Regenwasser so durchnässt, dass man besser gleich im Stehen das Panorama der Teeplantagen genoss.

Dass sie auch schneller können, beweisen die Fahrer entlang der Küste – viele von ihnen barfuß das Gaspedal penetrierend. Die machen den Elchtest und schaffen es tatsächlich, die Kiste trotz atemberaubender Schief-Kurvenlage, aufrecht zu halten. Vielleicht liegt’s an der flotten Musik, die eine Mischung aus indisch und karibisch ist und deren heimliche Konzertmitschnitt-Videos in jedem Bus an der Küste laufen. Zu dieser Jahreszeit inklusive indo-karibischer Versionen bekannter Weihnachtslieder. Wie die buddhistischen Mönche – für die in jedem Bus die ersten beiden Sitze hinter dem Fahrer reserviert sind – das finden, kann ich nicht sagen. Aber vielleicht ist es ihnen egal, da sie ja Buddhas Beistand oberhalb des Fahrers haben. Denn da waren sie wieder, die in Myanmar schon so beliebten Buddha-Figuren mit blinkenden LED-Leuchten drumherum.

Besondere Verkehrsteilnehmer erinnern mich an meine Kindheit: mobile Brotverkäufer, von denen jeder seine eigene Melodie spielt – so wie Du als Kind immer wusstest, dass der Eismann kommt. Nur dass es kein Glöckchen ist, sondern z. B. „Pour Elise“ oder eine Melodie aus dem Film „Kill Bill“. Morgens um 6:00 kannst Du aber eigentlich auf beides verzichten.

Lokomotive in Kandy

wie in guten alten Zeiten…

Auch bei der Bahn erinnert vieles an früher. Die kleinen Karton-Fahrkarten mit Präge-Datumsstempel, die Loks, die Bahnhöfe und auch die Anzeigen der Züge und Gleise verzichten auf jeglichen modernen, elektronischen Anzeigequatsch. Nachdem nur wenige Züge auf den zwei Strecken – eine vom Süden in den Westen immer an den Wellen entlang, die andere quer durch die Tee-bepflanzten Hügel des kühleren Hochlands – fahren, kann man das auch gut per Handarbeit und ein paar hölzernen Tafeln erledigen.

Zug-Anzeigetafel in Galle

Zuganzeigen mal nicht zu modern…

Warum fast jeder Bahnhof an der Küste ein Aquarium am Bahnsteig stehen hat, habe ich noch nicht herausgefunden. Vielleicht hat es einen ähnlichen Grund, warum fast alle kleinen Läden entlang der Straßen im Binnenland aufgeblasene Schwimmreifen feilbieten…?

Aquarium auf dem Bahnhof in Sri Lanka

Was machen die Fische im Bahnhof…?

Viel Abwarten und Tee trinken – von Kandy nach Haputale

Galerie

Diese Galerie enthält 11 Fotos.

Auf wilden Wegen kann man von der Küste hoch nach Kandy fahren – der zweitgrößten Stadt Sri Lankas, von deren Größen-Meriten man allerdings kaum was merkt. Ein See und drumrum ein paar Straßen reichen schon aus, um die zweitgrößte Stadt … Weiterlesen

Mirissa – Erholung im Sri Lankischen Paradies

Bahnhofsuhr Colombo

Rund um die Uhr Ruhe und Erholung

In Sri Lanka gehen die Uhren anders als in (Nord)-Indien. Nicht nur, dass meine eh’ schon kurze Nacht im Flieger von einem übereifrig eine halbe Stunde zu früh landenden Piloten schon um 3:45 Uhr auf Colombo’schem Boden endete. Nein, alles ist anders, wenn man gerade aus z. B. Delhi kommt. Die Leute lächeln Dich an, kaum einer will Dich übers Ohr hauen sondern gibt ehrliche richtige Antworten, es liegt kein Müll und Scheiße auf der Straße, es hupt kaum jemand und am Fahrkartenschalter des Bahnhofs muss man nicht anstehen.

Zugfahrkarten kaufen ist auch keine hochkomplexe und langwierige Angelegenheit wie in Indien, sondern man bekommt kleine Kartontickets mit Prägestempel wie ich sie noch aus meiner Kindheit von der Deutschen Bundesbahn kenne.

Stromrechnungs-Brötchen

günstige Brötchen in teurer Verpackung

Du kannst Deinen ersten Tag in Sri Lanka kaum besser beginnen als mit einem scharfen Gebäckstück aus der aus der letzten Stromrechnung selbstgebastelten Brötchentüte, das Dir fast den Gaumen wegbrennt. Die Sri Lankische Küche ist angeblich noch schärfer als die indische. Da hilft es kaum, auf der ganzen Fahrt die erfrischenden Wellen des Ozeans praktisch bis an die offene Zugtür gespült zu bekommen.

Zug mit Meerblick

Die Wellen spülen fast die Kakerlaken aus dem Waggon

Die offenen Türen sind äußerst praktisch, wenn man beim eh’ sehr langsam fahrenden Zug bemerkt, dass Dein Zielort gerade hinter Dir lag, aber der Zug nicht im Bahnhof angehalten hat, sondern ein paar Meter dahinter. Also Rucksack geschnappt und wie ein alter Landstreicher aus dem rollenden Zug auf die Gleise gesprungen.

Der Sprung lohnt sich, wenn das Ziel Mirissa heißt. Schöner entspannter kleiner Ort mit schönem Strand, lecker Fisch und gefährlichem Arrack – einem Branntwein aus Kokosnuss. Hier ranken sich die Lichterketten an den Palmen empor, aus den Boxen aller Strandbars dröhnt Reggae und zwischen den für’s Abendessen ausgestellten Fischen auf Eis spielen die Rastamänner Cricket. Wunderbar entspanntes Leben.

Postamt in Mirissa

der stumme Postbeamte

Sogar die Postbeamten scheinen sich ein entspanntes Leben zu gönnen: Schalterstunden sucht man bei diesem Post Office vergeblich… Vielleicht sitzen sie ja auf den für diese Region typischen Pfosten im Wasser und fischen den Ozean leer. Da musst Du echt die Ruhe weg haben, um stundenlang auf so einem Pfahl zu sitzen. Immerhin kann man auch Geschwindigkeit erleben und mit den Sebastian-Vettel-Fanclub-Busfahrern die Region erkunden. Die fahren fast alle barfuß und weil wahrscheinlich das Bremspedal irgendwie zwickt, lassen sie den Fuß lieber auf dem Gas.

Pfahlsitzende Angler

Nur nicht einnicken beim Angeln…

Wenn’s dann doch mal ein bisschen Kultur sein darf. Jede Menge liegende Buddhas in Mulkirigalla, ein verschlafener Tempel mit reinlichen Mönchen in Matara oder ein altes holländische Fort in Galle bieten ein bisschen Abwechslung vom Strandgefaulenze.

reinlicher Mönch beim Waschtag

definitiv kein Fall für den Weißen Riesen

Delhi und Taj Mahal – nur einen Augenblick entfernt

In Deutschland würde man sich kaum an einem Tag insgesamt acht Stunden in den Zug setzen, um dann für ein paar Stündchen ein großes Mausoleum anzuschauen.

Taj Mahal

passt auch in ein Türchen

Hier ist es ein normaler Tagesausflug, da Du gewohnt bist, Dich für mehrere Stunden in vollen und lauten Zügen rumzutreiben. Und nachdem jeder unterwegs meinte, Agra lohne sich nicht zur Übernachtung, bin ich halt gleich nach Delhi gefahren.

Aus der Wüste kommend, trifft Dich Delhi wie ein Hammerschlag. Warst Du vorher nur Kamele und Ziegen und ein paar Menschen gewohnt, findest Du hier unendlich viele – meistens Dir irgendwas andrehen wollende – Menschen. Noch nicht mal Kühe wie sonst in Indien, denn die haben sie hier aus dem Stadtzentrum verbannt. Wahrscheinlich, damit Dir die Händler und Rikshawfahrer ohne „Rindernisse“ auf die Pelle rücken können. Zumindest in der Theorie lernen sie sogar, dass man sich gesittet anstellen soll: Das Schild besagt, dass man Verletzungen vermeiden kann, wenn man sich anständig hintereinander in den Bus begibt.

Regeln für die Bus-Schlange

brav anstellen und du bleibst gesund

Ich glaube, keiner der 1,3 Milliarden Inder hat jemals dieses Schild gesehen. Womöglich, weil es vor einem Verkehrsübungsplatz (!) steht. Eine solche Erfindung finden Inder wahrscheinlich noch absurder, als die Vorstellung, dass jemals eine Kuh mit einer ihrer neulich gestarteten Marsraketen auf eben diesem Planeten landen könnte.

Früh morgens um 5:45 habe ich dann doch eine illegale Kuh in den Straßen von Delhi gesehen, als ich mich auf den Weg nach Agra gemacht habe. Wenn Du das völlig überteuerte Ausländerticket kaufst, bekommst Du immerhin einen halben Liter Wasser und Schuh-Überzieher geschenkt – und darfst an den Schlangen der Inder vorbei zum Sicherheitscheck und ins Taj Mahal selbst.

Regeln für die Bus-Schlange

o.k., die Schlange war drinnen – aber einfach schöner als die draußen

Immerhin hat hier mal einer intensiv in meinen Rucksack geschaut. Nicht so, wie in Jodhpur als ich meinen Rucksack zur Kontrolle abgegeben hatte und erstaunt feststellen musste, dass sie nicht reinschaute, sondern den Flughafen-Hand-Metall-Detektor draußen dran hielten und mir den Rucksack nach ordentlichem Piepsen wiedergaben. Sprengstoffsuche auf indisch… So wie eigentlich 98% aller Security-Checks ablaufen. Aber man hat ja kontrolliert – und zwar überall.

Auch bei der U-Bahn wird in Delhi fleißig das Piepsen ignoriert und auf den Röntgen-Bildschirmen schauen sie sich wahrscheinlich Bollywood-Filme an. Denn auch hier machen die Kontrollen wenig Sinn, denn zumindest Messer, Flüssigkeiten und sonstiges werden ignoriert. Aber dafür darf man in der U-Bahn von Delhi kein Gepäck über 15kg mitnehmen… Das gilt glücklicherweise nicht für die nagelneue Express-Bahn zum Flughafen. Beeilen muss man sich nicht zu seinem Flieger. Denn ins Flughafen-Gebäude darfst Du erst drei Stunden vor Deinem Flug rein. Und von der Warte-Lounge kommst Du mit einem Aufzug ins Nichts: Tür geht auf und die einzige Tür, in die man gehen könnte, ist mit Zahlencode gesichert. Blöd, wenn man eigentlich dringend aufs Klo muss. Einfach wieder hoch, den Nachbar-Aufzug nehmen und siehe da – man kommt zu den Restaurants. Wichtig: zum Pinkeln Deinen Pass mitnehmen, sonst kommst Du nicht wieder zu Deinem Gepäck in der Warte-Lounge zurück. Das nehmen sie dann wieder sehr ernst…

Und hier einfach zum Abschluss von Indien noch ein schönes Bild, das hier zwar nicht her passt, aber was mal wieder zeigt, dass kaum einer hier deutsch versteht. Sonst würde dieses Hotel wohl kaum so heißen. Zumindest hält sich wahrscheinlich die deutschsprachige Gästezahl in sehr überschaubaren Grenzen.

Hotel Viren in Delhi

viele Mitschläfer in Deinem Zimmer…?

Die bunten Städte Rajasthans – und der größte Kamelmarkt

Galerie

Diese Galerie enthält 20 Fotos.

Ob weiß, blau, pink oder gold. In Rajasthan bekommt jede Stadt seine Farbe. Udaipur ist z. B. weiß. Vielleicht wegen des Luxushotels, zu dem man seit den Anschlägen von Mumbai als Nicht-Gast nicht mehr kommt. Und das, wo man so … Weiterlesen