perfekter Verkehr in Japan

Natürlich soll es auch für dieses Land eine Rubrik „Reisen im Land“ geben. Allerdings ist es etwas einseitig, da ich einen Japan Rail Pass hatte, mit dem man quer durch’s Land und zum Teil auch übers Wasser düsen kann. Im Zug verbeugt sich der Schaffner jedes Mal beim Betreten und Verlassen des Waggons. „Alter Hut, kennen wir doch schon aus Südkorea“ mag jetzt manch einer sagen. Hier ist es allerdings noch eine Spur devoter und manchmal schwingen sie auch lange Dankesreden dabei.

Nicht „Alter Hut“ sondern schicken Hut und Kappe gibt es auch manchmal. So kommt es in manchen Zügen vor, dass sich die Hostessen nicht nur als Nummerngirl betätigen (s. Eintrag „Japan – ein Land mit guten und schlechten Erfindungen“), sondern sie kommen auch mit einem Körbchen mit Hut für die Dame bzw. Schaffnermütze für den Herrn vorbei. Das setzt man dann auf, nimmt das Erinnerungsschild mit dem jeweiligen Datum in die Hand und grinst freundlich für sein Erinnerungsfoto, das das Zugpersonal dann von jedem Gast macht, der das möchte.

Kindheitstraum Schaffner

perfekter Souvenirservice im Zug

Das passiert natürlich nicht im schnellsten Zug der Welt – dem Shinkansen. Der heißt nicht zu Unrecht Bullet-Train und da würden die Schaffner gar nicht nachkommen mit dem Fotografieren. Und hätten wahrscheinlich nachher auch wunde Finger. Denn zum einen sind die meisten Züge 16 Waggons lang und zudem fahren sie auf der Hauptstrecke auch alle paar Minuten. Die haben eine höhere Frequenz als die Hamburger U-Bahn – und immer pünktlich! Man stelle sich mal das Chaos bei den ICEs der Deutschen Bahn vor – speziell in heißen Sommern oder völlig überraschend kommenden Wintern…

Shinkansen-Takt

ICE-Anzeige ohne Verspätung – in Deutschland unvorstellbar

Es gibt aber auch langsame Züge, die manchmal als Comic-Züge hergerichtet, manchmal aber auch zu Sightseeing-Zügen umgerüstet sind.

Sightseeing-Zug am Mt. Fuji

gemütlich am Fujiyama vorbei

Letztere machen einen auf Oldtimer und fahren auf der ganz normalen Strecke, halten nur nicht an allen Punkten. Da man die Zeit zum normalen Zug dann ausgleichen muss, hält er eben an manchen Stationen länger und die Schaffnerin macht ein Gruppenfoto nach dem anderen mit dem Zug und dem Fujiyama im Hintergrund – wobei letzterer wegen Nebels hinzugedacht werden muss. Aber die Fotos werden trotzdem ausführlich mit fröhlichem Victory-Zeichen in allen Lagen gemacht.

Sehr dienstbeflissen ist man auch im Taxi. In den meisten Städten haben die Fahrer eine schicke Chauffeursmütze zum weißen Hemd mit Krawatte. Wenn Joschka Fischer das gehabt hätte, wäre er vielleicht früher Außenminister geworden. Vielleicht bettete aber auch er wie die japanischen Fahrer sein Haupt auf von der Oma selbstgeklöppelte weiße Spitzenbezüge, die in japanischen Taxen vorherrschen. Passend dazu stehen sie oft draußen mit einem Staubwedel und befreien ihr treues Gefährt von lästigem Staub.

Eine schweißtreibende Taxiart ist dagegen die traditionelle Laufrikscha. Diese armen drahtigen Kerle müssen manchmal ganz ordentliche Kaliber im Doppelpack ziehen oder bergab bremsen, was noch schwieriger zu sein scheint. Sie machen das mit einer Spezial-Sandale, wo der große Zeh in einem anderen Teil steckt als der Rest und die eine extrem dünne Sohle hat. Damit spüren sie jede Unebenheit der Fahrbahn – weswegen in Japan auch Blinde damit rumrennen. Da es keinen Müll, Hundedreck oder Scherben auf Japans Straßen gibt, ist das durchaus auch machbar.

Lauf-Rikscha

volle Bremskraft am Berg – hier zum Glück mit wenig Ladung

Auch für nicht-blinde Fußgänger ist eigentlich bestens gesorgt. Bei den Ampeln weisen verschiedene Zwitschertöne auf die Laufrichtung Ost-West (Nachtigall) oder Nord-Süd (Kuckuck) hin, damit man nicht verloren gehen kann. Das „eigentlich bestens gesorgt“ bezieht sich auf die Gefahr durch eine komplette Fahrrad-Anarchie. Denn hier kennen die sonst so disziplinierten Japaner keine Hemmungen mehr. Vollgas über den Bürgersteig – egal wie breit der ist. Fußgänger springen schon zur Seite… Vielleicht schieben sie daher ihre Hunde auch lieber in Buggies durch die Gegend…?

Sogar für das öffentliche Klo haben sie einen Lageplan mit Blindenschrift, damit sich da drin keiner verlaufen kann. Was bei einem solch kleinen Klo eh‘ schwierig ist.

Blindes Pinkeln in japanischen Toiletten

Blindes Pinkeln in japanischen Toiletten

Zum Schluss noch ein Tipp für Neu-Japan-Reisende: In Bussen und Straßenbahnen steigt man hinten ein, zieht ein Ticket und zahlt das dann später vorne beim Fahrer, wenn man wieder aussteigt.

Japan – ein Land mit guten und schlechten Erfindungen

Japan ist schon abgefahren. Man findet hier alles, was Korea mühsam aber nicht optimal kopiert, in Perfektion.

High-Tech-Klo in Japan

Furzgeräuschabsorberknopf

Ob es das zuletzt erwähnte Klo ist, das in Japan neben Waschen und Föhnen auch noch einen Knopf für Spülgeräusche bietet, um die Töne des Outputs auf der Schüssel zu übertönen. Oder die immense Auswahl an Snacks in der noch größeren Vielfalt an 24/7-Supermärkten.

Nudel-Hot-Dog

Hot-Dog-Spaghetti-Bolognese?

Hat Südkorea keine öffentlichen Mülleimer, so bietet Japan zumindest tausende von PET-Flaschen- und Dosenmülleimern. Denn die stehen neben jedem Automaten und die lieben sie hier. Alle 50 Meter steht ein Getränkeautomat rum. Und die ganz abgefahrenen Automaten mit allerlei Absurdem habe ich noch nicht entdeckt – das kommt wohl noch in Tokyo.

Gift-Wasser

ob dieses Mineralwasser in deutschen Automaten reißenden Absatz finden würde…?

Selbst die devote Körperhaltung beim Bedanken erreicht für Südkorea unvorstellbare Tiefen – und das nicht nur bei den Bahnbediensteten, die sich auch hier jedes Mal beim Betreten oder Verlassen vor den Fahrgästen verneigen oder die Namen von Sehenswürdigkeiten wie Wasserfällen draußen vor den Fenstern wie Nummerngirls durch den Waggon tragen.

Nummerngirl im Zug

sehen Sie nun draußen….

Auch die Höhen sind hier unerreicht, leider vorzugsweise bei den Preisen. Alles eine Spur teurer als beim koreanischen Nachbarn. Vor allem beim Übernachten und beim Essen. Gemeinsamkeit ist allerdings, dass man auch hier lustige Überraschungen erlebt. Vor allem bei lokalen Spezialitäten in Fukuoka, wo gerne das Innerste nach Außen gekehrt wird – wie z.B. Schweinefett in Schweinemagen eingerollt und auf Nudeln gebettet oder in Suppe ertränkt. Aber alles, selbst so abgefahrene Sachen, schmecken hier besser als drüben. Auch das Fleisch vom japanischen BBQ ist besser als drüben – aber man schneidet es nicht mit der Schere.

japanische Tankstelle

Zapfsäulen würden nur im Weg stehen…

Sehr cool sind auch japanische Tankstellen, wo das Benzin praktisch in der Luft hängt. So wie manchmal auch Fahrräder, die in kostenpflichtigen Fahrradparkplätzen abgestellt und dann ein Stockwerk höher gelagert werden. Damit man auch beim Radeln vor der Blässe-feindlichen Sonne geschützt ist, haben sie auch eine tolle Lenkerkonstruktion für den Sonnen- bzw. Regenschirm erfunden.

Regenschirmhalter auf Fahrrad

sie lassen keinen im Regen stehen

Erfunden hatten dann leider die Amerikaner etwas, worauf sie nicht stolz sein können – die Atombombe. Sowohl in Nagasaki als auch in Hiroshima – die beide inzwischen moderne beton-betonte Großstädte sind – kann man die Folgen und das Leid der Bevökerung im Museum und in den Gedenkstätten nachverfolgen. Das geht unter die Haut und ist ein extremer Kontrast zu den fröhlichen und freundlichen Japanern draußen auf der Straße. Denn das sind sie hier. Sehr freundlich und das ganze Gegenteil von den Koreanern, die auf der Straße nie lächeln oder grüßen.

Affen im Onsen

einer hört nix, der andere kratzt sich am Sack und der Dritte lässt sich nichts wegschauen

Noch nicht einmal im Onsen – dem traditionellen japanischen Bad, wo man sich nackig in den heißen Quellen tummelt – schauen die Japaner verschämt zur Seite, sondern mustern den westlichen Schnäpper mit gründlicher Genauigkeit. Vielleicht arbeiten sie ja daran, auch die menschliche Anatomie vom Westen abzukupfern.

Ob das Halstuch dieses verwöhnten Hundes tatsächlich von Yves Saint Laurent oder eine billige Kopie ist, weiß ich nicht.

Hund in Kinderwagen

verwöhnter Nobelhund

Aber man sieht hier tatsächlich öfter Hunde in Kinderwagen. Lustig wird’s dann, wenn der Kläffer Angst vor den Hirschen bekommt, die die Comics aus dem Kinderwagen fressen wollen. Die bevölkern nämlich sowohl in Miyajima als auch in Nara die Straßen und Spielplätze wie die Seelöwen auf Galapagos oder die Affen in weiten Teilen Asiens. Recht gewöhnungsbedürftig, wenn man als gewöhnlicher Deutscher nur mit viel Glück im Wald auf eine scheues Reh trifft.

Hirsch mit Comic

sie hat Comics zum Fressen gern

Übrigens habe ich in einer der entwickeltsten Wirtschaft der Welt tatsächlich noch einen seltsamen Widerspruch gefunden. Fast wie in der DDR scheint man nach Vollbeschäftigung zu streben.

Baustellen-Polizist

hey, Du kommst hier nicht rein…

Hier gibt’s für jeden Menschen zumindest einen Posten als Parkhausausfahrts-Regulator oder Baustellen-Polizist. Die stehen den ganzen Tag vor den jeweiligen Gebäuden rum und winken mit einem Laserschwert. Und irgendwer muss auch die ferngesteuerten Modellbau-Hubschrauber über die Reisfelder steuern, was auch immer die dort machen. Kein Wunder, dass es gerade mit der japanischen Wirtschaft abwärts geht…

Koreanische Köstlich- und Seltsamkeiten

Von den Philippinen kommend war das Essen in Korea erst einmal mit einer paradiesischen Vielfalt gesegnet. Daher gibt es diesmal – trotz bereits etwas ausführlicherem Vorstellen von Würstchen im Pommesmantel & Co im Eintrag von Seoul – hier noch ein extra Kapitel „Essen wie Buddha in Korea“.

Plattfisch-Sashimi

gerade noch geschwommen – jetzt roh auf den Tisch

Doch auch hier ist nicht alles Gold was glänzt – besonders, wenn man des Koreanischen nicht mächtig ist. Das führt zu vielen kleinen Überraschungen. So kann man durchaus entgegen seinen Erwartungen eine kalte Suppe erwischen, wenn man einfach auf das Gericht des Nachbarn zeigt. Das Gleiche kann aber auch vorkommen, wenn man an der Wandtafel auf englisch lesen kann, dass man sich Spicy Buchweizen-Nudeln bestellt. In beiden Fällen handelte es sich um kalte Nudeln mit Gurken und Rettich mit einem halben hartgekochten Ei drauf und in dieses kalte Nudelwasser kippt man dann noch Senf. Senf könnte auch dieser Delikatessen-Selektion nicht schaden, denn nicht nur die Farbe der Würstchen ist etwas gewöhnungsbedürftig für einen Menschen aus dem Heimatland der Wurst.

Wurst in Korea

hier geht’s um die Wurst

Bei dieser kalten Nudelschüssel kommt natürlich auch das wichtigste Bestandteil eines koreanischen Bestecks zum Einsatz – die Schere: Als ich versuchte, die Nudeln so gut wie möglich in meinen Mund zu manövrieren, kam mitleidig schauend die Dame vom Nachbartisch und zerschnitt mit vier gekonnten Schnipplern meine Portion. Aha, Lektion gelernt… also nicht nur das Fleisch auf dem Barbecue wird mit der Schere zerlegt.

Schere als Messer

zwei Lieblinge der Koreaner: Schweinefleisch und Scheren

Die Vorliebe für Scheren geht so weit, dass ich in einem Hostel gar kein Messer vorfand, um meine Kiwi zu halbieren. Da ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesehen hatte, dass man auch Rettiche mit Scheren schälen kann und somit wohl eine Schere auch zum Kiwi-Halbieren taugt, nahm ich meinen Löffel.

Vielleicht wissen sie auch nicht, wie man mit Obst in deutschen Augen umzugehen hat. Denn Obst ist enorm teuer. Für eine (!) dieser großen Birnen, die wie Äpfel aussehen, zahlt man zwischen 3,10 und 4,70 Euro. Spottbillig im Vergleich zur Wassermelone im Wert von sage und schreibe 13 Euro.

Pilze scheinen dagegen recht günstig zu sein. Deswegen kommen sie mit auf die heiße Platte.

Korean BBQ

… und dann kommt die Schere

Selbstverständlich muss man auch die nach dem Anbraten zerschneiden. Köstlich wird alles beim koreanischen BBQ durch das Sesamblatt, in das man das Fleisch und die anderen kleinen Sauereien wie Knoblauch, Kimchi, Zwiebeln und sauer eingelegten Rettich packt, alles zusammenwickelt und sich dann in den Mund schiebt. Eigentlich sollten auch noch jede Menge getrocknete Fischlein oder kleine eingelegte Schrimps rein, aber das gehört zwar noch zu den harmloseren Sachen, die ich weglasse.

Shrimps zum Würzen

Shrimps – ein eigenartiges Gewürz

Weggelassen habe ich auch die in der Rubrik Seoul erwähnten Penisse, die Seeigel, die bei lebendigem Leibe gehäuteten und dann noch zappelnden Mini-Aaale oder diesen undefinierbaren in schwabbeligen Blöcken verkauften braunen Glibber.

In den Restaurants zieht man die Schuhe vor der Tür aus und hockt meistens auf dem Boden an niedrigen Tischlein. Servietten findet man in der Regel gar nicht, dafür gibt’s überall gratis Wasser. Auf der Straße sollte man fast alles vom Street-Food mal probieren.

Nudelwurst am Stick

die etwas andere Nudel…

Ob Nudeln im Würstchenteig am Stick, Fleischspieße mit schwer definierbarem Fleisch, durch die Mangel gedrehter Tintenfisch bis hin zu diesen süßen Pfannkuchen mit Sonnenblumenkern-Ahornsirup-Füllung oder zuckerbestreute Krapfen mit Rote-Bohnen-Füllung.

 

Wer’s herzhafter mag, ist beim koreanischen Frühstück recht gut aufgehoben. Suppe mit Ei und Maultaschen, Reis mit Schweinegeschnetzeltem, Tofu in Chilli und natürlich getrocknete Fischlein und Tintenfisch.

koreanisches Frühstück

Suppe, Reis und getrockneter Tintenfisch – kein Katerfrühstück in Korea

Letztere beiden sind übrigens auch typische Snacks, um den Tag bei einem Bierchen – das wahrscheinlich durch den amerikanischen Einfluss auf Südkorea leider extrem dünn ist – ausklingen zu lassen. Für die gemischte Party mit Westlern ist dann wohl diese Snackbox hier.

koreanischer Snack zum Bier

die etwas anderen Erdnuss-Flips

Und wer sich Gedanken über zu viele Kalorien macht: Beim Wandern sind die Koreaner mit ihrer Genauigkeit und Disziplin vorbildlich. Auf den Schildern bei den Wanderwegen sagen sie Dir genau, wie viele Kalorien Du auf den jeweiligen Teilstücken verbrauchst.

Wegweiser mit Kalorienverbrauch

Koreaner folgen der schlanken Linie

Reisen in Südkorea

Dieses Kapitel ist für Südkorea weniger von Rostlauben, außergewöhnlichen Fahrzeugen oder überfüllten Gefährten geprägt, sondern vielmehr von den kleinen Dingen des täglichen Transport-Lebens.

Bus- und Zugfahren in Südkorea ist ungefähr so als wenn man in Deutschland die A7 entlang fährt – die gleiche Qualität der Fahrbahn, ähnliche Raststätten und vergleichbare  Landschaften, die an einem vorbeiziehen. Kleine Abweichungen gibt’s dann aber doch: statt Weizen- und Rapsfeldern gibt’s Reisfelder,

Kiefernknospen-Drink

erfrischender Saunaaufguss auf dem Weg nach Andong (der Ort in der Mitte)

auf den Raststätten gibt’s lustige nach eisgekühltem Sauna-Aufguss schmeckende Kiefernknospen-Erfrischungsgetränke und ständig sieht man mit Alufolie unterlegte Apfelbäume sowie Grabhügel. Es scheint, als gäbe es in Südkorea gar keine Friedhöfe, sondern dass man seine Verstorbenen genau da bettet, wo man sie gerne hätte – z. B. inmitten eines Maisfeldes oder neben dem Kuhstall.

Sowohl in den Bussen als auch den Zügen war ich grundsätzlich der einzige westliche Tourist, was aber keinerlei Vorteile mit sich brachte. Im Gegenteil musste ich mich erst einmal dran gewöhnen, dass vor allem die alten Männer – auch ohne zu essen – die ganze Zeit laut schmatzen und rülpsen. Die Furzerei haben sie zum Glück auf die Straße an der frischen Luft verlagert. Meistens schlafen sie allerdings, was auch am TV-Programm liegen könnte, welches nämlich wirklich das Fernsehprogramm ist. Da das meistens auf einen Dokumentationskanal eingestellt ist oder die Nachrichten zeigt, aber durch Funklöcher das Bild immer wieder einfriert, ist es nicht sonderlich spannend, das Programm auch zu verfolgen.

In Zügen haben sie’s nicht so mit dem Kontrollieren. Eigentlich ein Schwarzfahrer-Paradies, aber dafür sind sie zu diszipliniert. Vielleicht ist es deshalb ein Zeichen des Dankes an die ehrlichen Fahrgäste, dass sich der Schaffner jedes Mal bei Betreten oder Verlassen des Waggons umdreht und sich verneigt. Leider haben sie’s auch bei der Kontrolle des Ticketkaufs im Internet nicht so mit dem Kontrollieren. Hier wird nirgends der Sicherheitscode abgefragt. Gewöhnungsbedürftig, aber immerhin gibt’s die Seite der Bahn sogar auf englisch, was man von der Seite des zentralen Busbahnhofs von Seoul nicht gerade behaupten kann. Sie ist ausschließlich auf koreanisch, was dann für eine Hauptstadt doch etwas seltsam ist.

Bahnhofstreppe in Gyeongju

Vorsicht! Auf dieser Treppe ist mit Stufen zu rechnen…

Lustig ist auch in den U-Bahnhöfen und normalen Bahnhöfen, dass einfahrende Züge mit Fanfaren oder der Mozart’schen Kleinen Nachtmusik angekündigt werden. Passend zu dieser feierlichen Sitte, fahren auch Busfahrer grundsätzlich – bis auf einige grünbehandschuhte Revoluzzer – mit weißen Seidenhandschuhen. Die kommen besonders gut zur Geltung, wenn er einen entgegenkommenden Busfahrer grüßt. Denn das macht er nicht wie in unseren Breitengraden mit einem banalen Kopfnicken, Handheben oder Victoryzeichen, sondern er salutiert ordentlich. Was in Städten mit vielen Stadtbussen dazu führt, dass er die Hand mehr an der Schläfe, als am Schaltknüppel hat.

Autofahrer hegen und pflegen ihr Mobil auch gerne. Man sieht extrem viele Autos mit kleinen blauen Schaumstoffklötzchen an den Türen, damit man beim Aussteigen ja kein anderes Auto beschädigt.

koreanische Türschützer

blaue Verhüterli gegen zu aufdringliche Nachbarn

Und zum Schluss noch eine Überlegung zum Thema Verkehr: Bringt dieser Pizzabote nur was zum Essen oder widmet er sich auch dem Thema Verkehr mit Damen?

Mista Lover Lover

Pizza Speciale???

Reisen auf den Philippinen

Ich hätte nicht gedacht, dass die Transportmittel der jeweiligen Länder zu einem festen Bestandteil des Blogs werden. Aber es ist z. T. einfach zu schön, um es nicht aufzuschreiben.

Jeepny in Manila

Jeepnys in allen Größen

Da sind zum einen die Jeepnys. Früher aus der Not heraus einfach zur „Stretchlimousine“ umgebaute Ami-Jeeps, in denen man auf zwei sich gegenüberliegenden Bänken sitzt und ganz ordentlich mit Musik beschallt wird. Heute werden sie extra und ausschließlich auf den Philippinen hergestellt. Sie ersetzen in Manila die Stadtbusse und es gibt sie in allen Aufmotzformen und -farben. Und ganz wichtig: mit Platz zum draußen dranhängen oder oben drauf sitzen.

In den verschiedensten Aufmachungen gibt’s auch die Tricycles. Mal als Ferrari aufgemotzt, mal als Familienkutsche, als rollende bunte Disko oder auch als „Smart“-Tricycle – es bleiben einfach Mopeds mit einem Fahrgasthäuschen. Fährt man zu dritt mit Gepäck sitzt der Dritte im Damensitz hinten beim Fahrer drauf und wenn es draußen schüttet, hat man anschließend eine schicke zweifarbige Hose. Ab dem Knie abwärts entsprechend dunkler.

Tricycle

Tricycle in Ferrari-roter Rennausführung

Tricycle in Schieflage

Tricycle in Schieflage

Getankt wird wie so oft in Südost-Asien an einem willkürlichen Stand, an dem es in Deutschland Früchte vor dem Bauernhof gäbe.

Flaschentankstelle

rote Pepsi bringt Dich auf Touren

Hier steht das Benzin in allen möglichen Farben, aber immer in Flaschen von den beiden großen Cola-Giganten dieser Welt, zur spontanen Entnahme bereit. Denn Tricycles werden aus irgendeinem Grund fast immer betankt, wenn der Gast schon drin sitzt. Das machen sie auch gerne bei den großen Überlandbussen, die schon zwei Stunden vor der Abfahrt mit sinnlos laufendem Motor rumstehen. Da wäre doch eigentlich ein Tankstopp VOR der Abfahrt recht sinnvoll.

Bei der Fahrt im Einheimischen-Bus auf Palawan hätten wir eigentlich ein Restaurant aufmachen können: Das Lager befand sich im Gang, in der Tür transportierte irgendjemand Yukka-Palmen im Topf für das gemütliche Ambiente. Die Gäste, die noch keinen Platz ergattern konnten, fuhren oben auf dem Dach mit, bis im Restaurant was frei wurde. Im Bus gab es von vornherein Hühner, nach dem ersten Stopp auch Seegras und Fisch. Als Beilage wurde Reis in 50kg Säcken gelagert. Oben drauf die Kisten mit den Kuchen. Nur über die Fluchtwege-Situation hätte man sich noch ein paar Gedanken machen können. Erst als der Gang ausgeladen war, konnten die Gäste raus. Glücklicherweise sind die Mägen stabiler als die der Myanmarer, allerdings pennen sie sowieso hier alle sobald der Bus rollt.

vollbeladener Bus auf Palawan

Ich bette meinen Kopf auf Reis

Vielleicht können sie auch beruhigt schlafen, da Jesus immer mitfährt. Das gibt einem ein sicheres Gefühl, falls die Genehmigung des Busses nur für das letzte Jahr gilt und die auf dem Schild neben Jesus angepriesenen und anzulegenden Sicherheitsgurte natürlich nicht vorhanden sind.

Jesus fährt mit

wenn TÜV und Gurte nicht mehr helfen, gibt’s nur noch den Einen…

Fliegen ist auch schön, wenn man denn fliegen kann und nicht auf kleinen Pseudo-Flughäfen wie in Coron auf Busuanga festsitzt. Es kann nämlich auch vorkommen, dass man sich morgens am Flughafen ein Ticket kauft und sie vergessen, Dir zu sagen, dass eigentlich schon seit gestern die Flüge nach Manila ausfallen, da dort alles – mitsamt den Landebahnen – unter Wasser steht. Muss einen ja nicht abhalten, es gibt halt Verzögerungen – was sie einem dann freundlicherweise in der einzigen Durchsage während eines ganzen Arbeitstages (8:00 bis 17:30) doch mal durchgeben. Mal abgesehen von der Ansage, dass man sich jetzt eine Instant-Nudelsuppe holen kann. Hätte nicht gedacht, dass ich mich schon so bald nach der Transsibirischen Eisenbahn wieder auf eine solche Delikatesse freuen würde.

Gerüchteweise wurden dann alle Flüge gecancelt – aber bis zu dem Zeitpunkt meines Verlassens des flughafen-ähnlichen Gebäudes wurde es nicht kommuniziert. Wenigstens die Minibus-Fahrer vor der Tür schienen Bescheid zu wissen, denn so ziemlich alle Vans der Gegend standen bereit, um die Passagiere aller sechs gestrandeter Flüge wieder in die Stadt zurückzubefördern.

Wenn man dann mal in der Luft ist, wird’s sogar unterhaltsam. So ruft die Besatzung von Cebu Pacific plötzlich drei kleine lustige Mitmachspiele aus, bei denen man eine Kleinigkeit gewinnen kann. Drei kleine Cebu-Pacific-Nähsets … natürlich mit Schere, die man ja bekanntlich bei der Security abgeben muss. Äußerst praktisch und weitsichtig also diese Cebu-Leute. Man stelle sich vor, man verliert ausgerechnet beim Einsteigen einen Knopf…

Fähre nach Coron

doch, doch, das ist die offizielle Fähre nach Coron

Die Fähren sind – sofern sie nicht tragischerweise von einem Frachter gerammt und versenkt werden – für ihre Größe und ihr Alter erstaunlich sicher. Und im Gegensatz zu Indonesischen Touri-Booten sogar mit ausreichend Rettungswesten ausgestattet.

Fähre Palawan

Reserviert für unsere „Sinioren“

Sogar für Plätze für ältere Mitbürger ist gesorgt. In der Theorie zumindest, denn in der Praxis liegen die Passagiere auf den beiden durchgehenden langen Sitzbänken an jeder Seite des Bootes Kopf-an-Fuß – wobei sich sogar fast jeder an den Hinweis hält, dass die Rettungswesten nicht als Kopfkissen benutzt werden dürfen.

Bei kleinen Ausflugsbooten auf den Touren kommt es erstaunlicherweise ohne Komplikationen zu erstaunlichen Tankvorgängen – wenn ich den rauchenden Matrosen, den Schlauch in seiner Hand, die abgesägte Wasserflasche als Filter und die nach Diesel riechende Flüssigkeit richtig gedeutet habe. Diese Kombination fand nämlich ihre Anwendung bei laufendem Motor auf See. Und in Europa müssen Flugpassagiere aus dem Flugzeug raus, während die Maschine betankt wird oder müssen ihre Handys ausschalten… Das Leben kann doch so viel einfacher sein.

Palawan und Busuanga – entspannte Paradiese

„Ich kenne den Mann nicht.“ „Kannst Du ihn trotzdem anrufen, um nach unserem versprochenen Bus zu fragen? Hier ist seine Nummer…“ “Ah, nicht nötig, ich habe seine Nummer hier in meinem Handy…“. Solche widersprüchlichen Dialoge sind hier ganz normal. Genauso wie auf dem Bootstrip, wo Du am Tag vorher sagen musst, was Du zu essen haben willst: Wenn Du Fisch sagst, kommt es durchaus vor, dass sie am nächsten Morgen lächelnd erzählen, dass sie in den Boxen gerade das Schwein und das Hühnchen aufs Boot tragen. Wenn Du dann sagst „Aber eigentlich hatten wir doch Fisch bestellt…“  erwidern sie fröhlich „Oh, kein Problem, dann ist da jetzt Fisch drin.“

Improvisation und Erzählkunst zählen eindeutig zu den Stärken ihrer unbekümmerten Art, auf Situationen zu reagieren.

improvisiertes Dach

dann ist halt der Regenschirm jetzt ein Dach…

Als Tourist darfst Du Dich dann auch keinesfalls drauf verlassen, dass Du bekommst, was Du wolltest und entsprechend relaxt reagieren,

scharfe Beifahrerin

scharfe Leggings!

wenn Du Dich zusammengepfercht in einem Jeepny und dann in einem überfüllten Minibus wieder findest, statt im privat organisierten Minibus. Lächeln und trotzdem genießen. Gehört alles zum Gesamterlebnis, genauso wie die auf dem Trittbrett mitfahrenden Damen mit sehr großer Machete.

Erzählkunst in Fragmenten genießt man auch in angeblich einem der neuen Sieben Weltwundern – dem Underground River in Sabang. Eine riesige Höhle, durch deren ersten Teil Du von einem fröhlich vor sich hin plappernden Boots-Ranger geschippert wirst. Der hat natürlich ein paar Worte jeder Sprache aufgeschnappt und warnt somit mit halblustigen Späßen in deutsch vor „Fledermausscheiße“ oder eher frankophil-britisch, dass sie hier ihren eigenen Eiffel bzw. Eyefill-Tower haben – nämlich das Wasser und die Fledermausscheiße die von der Decke in die Augen tropfen, wenn man nvorsichtigerweise nach oben schaut. Dazu kommen noch ein paar Stalagtiten-Formationen in Form eines Krokodils, eins Adlers oder auch Sharon Stone von hinten. Draußen warten dann Affen darauf, dicken japanischen Touristinnen den sowieso im Nationalpark nicht erlaubten Schokoriegel aus der Hand zu reißen und ihn dann frech grinsend zu verspeisen – während die immer noch hysterisch schreit. Hier wird einem echt was geboten für’s Geld.

Auch in El Nido finden sie für viele Inseln aufgrund ihrer Form einen „lustigen“ Namen wie z. B.  Helikopter-Insel. Die ist aber nicht so spannend, dafür ist das blau bzw. grün und türkis des Wassers in den Lagunen, Höhlen und an den weißen Stränden schon atemberaubend.

Fish 'n' Shirts

noch ist es der Fisch und nicht das T-Shirt, was hier streng riecht

Und auch im doch recht touristischen Örtchen gibt es einige Besonderheiten. Eigentlich bekommst Du in jedem Laden fast alles. Der Crêpe-Stand verleiht Dir Motorräder und im T-Shirt-Stand mit den Mangos gibt es auch Flugtickets.

Ein Erlebnis ist es auch, die tägliche Polizeiarbeit mal zu erleben. Ich konnte nun doch nicht in Deutschland Anzeige erstatten lassen wegen des Kreditkartenbetrugs (s. Singapur-Eintrag) und musste es höchstpersönlich machen. Also nix wie hin zum philippinischen Polizeiposten in Coron auf Busuanga. Lustig, wie antiquiert man das machen kann. Erst lange warten, dann zur Rezeption, wo ein freundlicher junger Mann viele Fragen stellt, die völlig unwichtig sind. Wie z. B. ob ich verheiratet bin oder wohin ich denn nach Myanmar alles gereist bin (mit der entsprechenden Suche der jeweiligen Stempel, bis er bei meinen 10 Stempeln vom Brunei-Trip aufgegeben hat). Eigentlich wollte ich ihm nur anhand der Stempel zeigen, dass ich zum fraglichen Zeitpunkt des Kartenbetrugs in Myanmar und eben nicht in Bangkok war…

Dann alles auf einen Zettel notiert, das Ganze dann fein säuberlich in ein dickes Buch geschrieben, wo ich es dann unterschreiben musste. Das wurde dann irgendwann in meiner Abwesenheit in eine Schreibstube gegeben und um 14:00 konnte ich dann das offiziell per Computer geschriebene Schreiben (was man natürlich von Anfang an hätte machen können) abholen. Damit sie eine Kopie machen durften, musste ich allerdings vorher noch einen persönlichen Brief an den Polizeichef des Standorts schreiben, in dem ich ihn förmlichst darum bitte, mir eine eben solche zu gewähren. Sehr lustig das Ganze.

Damit Ihr mir glaubt, dass ich tatsächlich auch die paradiesischen Seiten per Boot entdeckt habe, unten noch ein paar Bilder und hier die Links, wo sich Palawan und Busuanga eigentlich versteckten.

auf einer der Inseln vor El Nido

auf einer der Inseln vor El Nido

Sabang

künftige Bootsmänner in Sabang

Sabang

die Schieflage kommt von drei Red Horse Bieren – wirklich stark das Zeug

Zu Lande, zu Wasser und in der Luft – Indonesien ist ein Erlebnis

Das Land hat über 17.500 Inseln. o.k., nicht alle sind bewohnt oder so sehenswert, dass man dort hin müsste. Aber wenn man durchs Land oder zu anderen Inseln reist, begegnen einem doch einige lustige, seltsame und manchmal furchteinflößende Fortbewegungsmittel.

In Jakarta gibt es nicht nur wegen völlig unsinnig künstlich erzeugten Nadelöhren eine Menge Stau. Eigentlich ist Jakarta ein einziger Stau, was Fahrten zum Flughafen zu einer nervenkitzelnden Punktlandung werden lassen kann. Genauso „verstaut“ ist der Süden von Bali. Hier sind’s allerdings die Touristenmassen, die das Inselchen einfach überfordern.

Senioren Vespa

Helm und Biker-Boots sind was für Uncoole…

Am besten voran kommt man da mit einer Vespa. Und so kommt es auch schon mal vor, dass die gesamte Familie darauf fährt, wobei der ca. 4-jährige Sohn eingeklemmt zwischen dem fahrenden Vater und der den schlummernden Säugling in den Armen haltenden Mutter sitzt – und dabei auch selig im Sitzen pennt. Leider habe ich davon ebenso wenig ein Foto wie von der 5-köpfigen Familie plus einem Welpen auf einem Standardroller.

Auch Schweine, Hunde und Hühner werden z. B. auf Flores auf dem Motorroller transportiert. Angeblich wandern auf dieser Insel alle drei genannten Vertreter der Tierwelt in den Kochtopf – was den Bedarf für diese Meisterleistung der Topf-Logistik erklären würde.

Topf-Rastelli

Vorstufe zum Essen auf Rädern

Ziegen wiederum fahren eher auf dem Dach mit – sofern dort noch neben Gepäck und Männern noch Platz ist.

Alle Mann aufs Dach

Auf dem Dach hat man viel mehr Platz zum Winken

Frauen dürfen übrigens weder auf Kleinbussen noch auf Personen-Lastern aufs Dach. Schade eigentlich, denn gelegentlich wünscht man sich einen Platz auf dem Dach – speziell in den Bemos (Minivans) auf Flores. Alle sind liebevoll mit Neonfarben, Plüschtieren, Spiegeln und vor allem enormen Lautsprechern ausgestattet. Letztere laufen auf Hochtouren, so dass die Bässe einen tatsächlich sogar noch im Hotelzimmer fast aus dem Bett hüpfen lassen. Eine Fahrt darin ist eine Höllentortur, aus der man tauber rauskommt als nach einer durchtanzten Nacht in einer deutschen Disko – nur dass die Musik im Bemo deutlich schlechter ist.

Die Ruhe der Natur zu genießen, wäre also naheliegend. Radeln wäre auf manchen Inseln daher zu empfehlen. Auf Flores definitiv nicht. Die ganze Insel zieht sich bergauf und bergab wie bei den Alpenpässen der Tour de France, nur sind hier deutlich mehr Steigungen zu bewältigen. Und runter muss man dann höllisch aufpassen: Denn oft laufen Hühner, Hunde oder Kälber übermotiviert quer über die Straße, manchmal sitzen Menschen hinter der Kurve auf der Straße weil sie sich dort einen Fleischspieß brutzeln und manche Schlaglöcher können mühelos ein ganzes Radteam auf einmal verschlingen.

Bleibt also noch Wasser und Luft. Wasser hatte ich ja schon ein bisschen beschrieben. Kann man in schnell, in langsam, in groß und in klein haben, vielleicht sogar auch mal mit einer Reling – den deutschen TÜV würden trotzdem die wenigsten Kähne oder auch Fähren überstehen.

Indonesische Fähren – bis dass der Rost Euch scheidet

In der Luft gibt’s ebenso wie im Wasser keine Balken. Aber für den Deutschland-erfahrenen Fluggast ist die geringe Flughöhe über die Berge durchaus balkenähnlich. Dabei muss man hier den Piloten aber in Schutz nehmen – und ihm eine Medaille für seine Verdienste um den Tourismus verleihen. Erst nachdem wir die touristische Hauptattraktion von Flores, den Kelimutu mit seinen drei verschiedenfarbigen Seen, überflogen hatten, begab er sich auf seine eigentliche Reiseflughöhe. Vielleicht war’s ja der gleiche Pilot, der vor ein paar Monaten seinen Flieger vor Bali ins Wasser gesetzt hat. Womöglich wollte er dort den Passagieren einen schönen Blick auf den Strand bieten wie der rasende Kapitän vor der Insel Gilio. Gut, dass Lion Air dafür extra ein Gebetsblatt für alle wichtigen Religionen aufgelegt hat, das direkt hinter der Emergency-Card in der Sitztasche steckt…

Gebetstexte für den Fluggast

Himmlischer Beistand im Flugzeug

Mit dem Bus durch Myanmar

Anfangs sitzt Du mutterseelenalleine in einer stinkenden Wartezone, von der Du nicht weißt, ob’s die richtige ist. Denn die birmanische Schrift ist sehr kringelig und für nur sehr wenige Langnasen lesbar.

mit Buddhas Segen auf die Reise

mit Buddhas Segen auf die Reise

In der Zone gibt’s wenigstens Unterhaltung morgens um 6:30. Dort für die Kinder, die gebannt auf das Gemetzel der The Expandables-DVD starren und im Bus dann die buddhistischen Lesungen als Kontrastprogramm für die Erwachsenen. Die beliebtesten Programme während der Fahrt sind Comedy-Shows, die in keinster Weise lustig sind (noch nicht mal die Birmaner lachen), dafür aber sehr laut sind – weil die Hauptdarsteller spätestens ca. alle 5 Minuten aus irgendeinem Grund laut kreischen, schreien, schluchzen oder krähen.

Wenn dieses Programm vorbei ist, kommt gerne einfach der Videokamera-Mitschnitt eines Comedy-Festivals, wo auch wieder zwei Comedians kreischen und falsch singen.

Da bist Du richtig froh, wenn das Programm wieder zu den herzzerreißenden Musikvideos zurückkehrt, in denen ein Pärchen sich trennt und der oder die Verlassene in Erinnerung schönster Romantikzeiten schwelgt. Die Musik liegt irgendwo zwischen Enrique Iglesias bzw. Alejandro Sanz, Roland Kaiser und den Scorpions. Lustig ist, dass es für ein und dasselbe Lied bis zu 10 verschiedene Versionen der Schmacht-Trennung gibt. Ist aber ein bisschen wie Rosamunde Pilcher – kennst Du einen kennst Du alle. Manchmal passt auch die Tonspur so gar nicht zum Film. Dann läuft die Schmachtmusik und im Bild spritzt das Blut beim Karatefilm.

Fragen, wie lange der Bus braucht, bringt übrigens Unglück durch die Nats – die Geister. Deswegen weisen sogar Schilder daraufhin, dass man den Busfahrer nicht darauf ansprechen darf. Wenigstens sagt er Dir, wie lange die Essenspause ist, bei denen Du einfach in die Töpfe der einfachen Massen-Restaurants schaust, etwas auswählst und dann noch diverse andere Köstlichkeiten oder auch Scheußlichkeiten in Schälchen dazu bekommst. Und dann heißt es hoffen, dass alles so gut gekocht war, dass Du nicht alle zwanzig Minuten den Fahrer bitten musst, Dich gaaanz schnell aufs Feld rauszulassen, um dringendsten Geschäften nachzugehen.

Wenn der Bus dann losfährt, muss er – obwohl hier kein hinduistisches Land ist – gerne auch Kühe umkurven. Aber die Belegschaft kümmert sich auch rührend um Straßenbauer. Die Teerarbeiter, die bei sengender Hitze die Straße richten und dafür gerade mal 2 US$ pro Tag verdienen (Frauen nur 1,50 US$), bekommen Wasser gereicht. Tolle Geste.

Wahrscheinlich sind es die Gratis-Wasserflaschen, die die Hälfte der Passagiere eh’ nicht nutzt. Entweder weil sie damit beschäftigt sind, ihre Plastiktütchen mit dem bethelnuss-bedingten roten Speichel vollzumachen oder eben diese Tüten mit weiter tieferliegenden Magensäften zu füllen. Sobald es ein wenig kurvig und bergig wird, fängt einer an zu reihern und alle umliegenden stimmen fröhlich ins Würg-Konzert ein. Da brauchst Du einen stabilen Magen, um nicht auch Teil des Orchesters zu werden.

Transsibirische Eisenbahn – Der Schlussspurt

Viel ist nicht passiert auf dieser Fahrt. Joe und ich haben ein Viererabteil fast für uns, mal abgesehen von der lautstarken Störung durch die beiden Chinesen, die für eine Station (also vier Stunden Fahrt) auf chinesischer Seite unser Abteil mit Geruch und Geplapper anreichern. Und das um 1 Uhr morgens…

Es ist schon ein gewaltiger Unterschied zwischen der Landschaft draußen. Eigentlich ist es vor und nach der Grenze die gleiche Landschaft. Nur macht sich der Unterscheid zwischen 85% gegenüber 10% landwirtschaftlich genutzter Fläche sehr deutlich bemerkbar. Während man auf mongolischer Seite nur ewige Weite und keine Spur von Zivilisation sieht (auch Herdenwirtschaft in der Steppe gilt wohl als landwirtschaftliche Nutzung), wurde fast jeder Quadratmeter auf chinesischer Seite planwirtschaftlich strukturiert und bebaut. In der Region um Datong mit einem Kohlekraftwerk an dem anderen. CO2 mäßige Vollkatastrophe – und jede Woche geht in China ein neues Kohlekraftwerk ans Netz. Dementsprechend schwer kommt die Sonne durch. Was für ein Unterschied zur völlig unterentwickelten Mongolei. Nur manchmal sieht man noch sehr ursprüngliche chinesische Regionen, die vom Reichtum der aufstrebendsten Wirtschaftsmacht wohl nie profitieren werden.

Dafür waren die Grenzbeamten erstaunlich freundlich. Auf mongolischer Seite war mehr zu tun. Irgendwie müssen diese ganzen Beamten ja auch beschäftigt werden wie z.B. die Vorhut, die einfach mal in den Pass schaut und weitergeht ohne damit irgendwas zu machen. Vielleicht sollte sie ja eigentlich den von uns pflichtbewusst ausgefüllten Ausreisewisch (Departure Card) einsammeln und hat es einfach vergessen. Oder war auf dem Weg zum Koch vom Speisewagen, der auch nix zu tun hat, weil es von seiner reichhaltigen Karte eh’ nur ein Gericht gibt. Irgendwie ist der Sozialismus doch noch präsent…

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ohne Stempel keine Wahrheit

Richtig lustig sind auch die Kopfkissen. Die sind so extrem hart, weil sich in dem Seidenkissenbezug tatsächlich zusammengerollte Teesäcke befinden. Ich hatte die ganze Zeit gedacht, ich hätte von einer Teeplantage geträumt, aber es waren einfach die Teereste darin, die nicht nur mir den Geist vernebelt hatten. Vielleicht werden deswegen die Einträge im Gästebuch der mongolischen Bahn auch kontrolliert und bei Wohlgefallen durch zwei rote Stempel freigegeben. Denn nicht nur die Chinesen mögen rote Stempel.

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Reifenwechsel beim mongolisch-chinesischen Boxenstopp

Die Grenzformalitäten waren auf mongolischer Seite recht schnell nach 1,5 Stunden beendet, die Chinesen waren noch ein bisschen schneller. Aber insgesamt dauert der Grenzwechsel doch ca. 5 Stunden, da das Fahrwerk ausgewechselt werden muss. Eine extrem aufwändige und ruckelige Sache, bei der man mindestens fünf Mal in jede Richtung verschoben wird, dann in eine Werkhalle kommt, hochgebockt wird, neue Räder druntergeschnallt bekommt und bei jeder Aktion kräftig durchgerüttelt wird, wenn die Rangierlok wieder mit Vollgas gegen den Zug rumpelt. Dabei fängt das in einer – für aus der Wüste kommende Fahrgäste – surrealen Umgebung mit blühendem Flieder, Richard-Claydermann-Geklimper aus dem Bahnhofslautsprecher und konstant still stehenden Uniformierten noch recht geschmeidig an.

Um 1 Uhr nachts geht’s dann endlich weiter – in den Smog. Schon zum Frühstück keimt die Sehnsucht nach der mongolischen Steppe auf.  Allerdings versöhnt die Landschaft nach Datong dann doch. Denn zwischen dort und Peking geben wunderschöne Berglandschaften schon mal einen kleinen Vorgeschmack auf die Landschaft der Großen Mauer. Und dann fährt man an extrem akkurat angelegten Parklandschaften und unendlichen Trabantenstädten in die knapp 20 Mio. Einwohner Metropole, die unglaublich wuselig, aber auch faszinierend ist.

Mehr dazu demnächst, aber das kann dauern. Denn China blockiert alle Blogseiten, die ich so kenne. Und somit auch diesen hier. Daher habe ich mich länger nicht gemeldet. Durch die VPN-Verbindung hier bei Freunden, gehts dann doch.